Verena Meissner Sebastian Klemm

NACHSOMMER DIVIDUAL

Nach Adalbert Stifter

Nominee of the digital sparks award 2006

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Content Description

NACHSOMMER DIVIDUAL
verena meissner | sebastian klemm

dicht auf dicht - folgen die blicke - kein raum - für dich - nur eine sicht - genau - und nur so - nicht anders - nicht du - was du fühlst - was du schmeckst - nur eine sicht - nicht du - kein dazwischen - kein leer - kein entweder - kein oder - nicht anders - genau - und nur so - nicht du

aufbrechen - entzerren - aufdehnen - zerschneiden - neues im sinn - für dich - und nur so


In Adalbert Stifters Roman "Nachsommer", der dieser Arbeit zu Grunde liegt, wird der Leser in der Form des Ich-Erzählers auf eine Entdeckungsreise eingeladen. Der dem poetischen Realismus zuzuordnende Text lässt den Leser in subjektiver Erzählperspektive Zeuge einer harmonischen Wirklichkeitsbeschreibung werden, die nach heutiger Geschichtsschreibung als nur vordergründig angesehen wird.

Die detailreichen Beschreibungen durch Stifter nehmen dem Leser die Möglichkeit für eine eigenständige Interpretation der evozierten Bilder. Raum für eigene Vorstellungen ist nicht existent.

Es ist eine Ausgewogenheit, ein Kreislauf, die ihren Niederschlag in Stifters Text finden und damit Ausdruck der damaligen Weltsicht sind. Demnach hat ein jedes Ding seinen Platz in dieser Welt, ist fest verankert in rationalen Verweisungszusammenhängen.

Wir brechen in unserer Arbeit mit eben diesen festen, linearen Strukturen zugunsten einer polyperspektivischen, rhizomatischen Struktur. Unsere Arbeit fassen wir dabei als die Schaffung von Vorraussetzungen für geistige Sinnwelten auf. Sinnwelten, die nach unserem Verständnis letztlich jeder Betrachter entsprechend seines ihm eigenen Erinnerungs-Layers für sich jeweils anders zusammensetzt.

Eine von uns erstellte Softwarestruktur arrangiert Textfragmente aus der Romanvorlage mit von uns erstelltem Bildmaterial in immer neuen Konstellationen. Dabei sind die Bildspuren bewusst im Kontrast zu den Naturbeschreibungen des Romans gewählt, um Zwischenraum zu schaffen. Zwischenraum für das Seelische des jeweiligen Betrachters.

Da wo sich das Seelische entfalten kann bringt es das Lebendige gleichsam mit sich. Nach unserer Auffassung ist der Mensch jeweils da, wo sich seine Gedanken ausbreiten können. Die Gedankenwelt als der Innenraum des Menschen.

Die Kombination der einzelnen Fragmente geschieht mittels einem Zufallsmodus, so dass die Ausgangselemente in immer neue Beziehungen zueinander gesetzt werden. Das so kombinierte Material kann gewohnte Sichtweisen aufbrechen, kann Unerwartetes entstehen lassen, kann harmonieren oder kontrastieren.