Martin Fröhlich


staub

Eine interaktive Installation im öffentlichen Raum


Verwehender Schatten [link 01]

Verwehender Schatten

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

"staub" ist eine interaktive Installation im öffentlichen Raum, die den Schatten der Passanten auf eine Hauswand projiziert und diesen mittels Computersimulation/Echtzeitrendering in Rauch/Staub auflöst.

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Martin Fröhlich, Student, FH Nordwestscheiz

Entstehung

Schweiz, 2004-2006

Eingabe des Beitrags

martin fröhlich, 04.02.2006

Kategorie

  • künstlerische Arbeit

Schlagworte

  • Themen:
    • Mixed Reality |
    • Körper |
    • Medienkunst |
    • öffentlicher Raum |
    • Echtzeit-Rendering
  • Formate:
    • Installation
  • Technik:
    • Video Tracking

Ergänzungen zur Schlagwortliste

  • Vergänglichkeit

Inhalt

  • › Video, Format Quicktime 320x240 [1 MB ] [link 02]
  • › Video, Format AVI 320 x 240 [3 MB ] [link 03]

Inhaltliche Beschreibung

In unserer individualisierten und atomisierten Gesellschaft, mit dem zunehmenden Rückzug der organisierten Religionen aus der Öffentlichkeit und der Institutionalisierung des Todes existieren in unserem alltäglichen Leben immer weniger Hinweise über eine unserer wichtigsten Existenzbedingungen: Unserer Vergänglichkeit.

Der Tod und die Vergänglichkeit ist in unserer medialen Gesellschaft kein offen angesprochenes Thema mehr. Das Individuum ist bei der Behandlung und der Auseinandersetzung dieser Existentiellen Thematik auf sich selbst gestellt. Die nach kommerziellen Gesichtspunkten operierenden Medien haben kein Interesse an diesem Zustand etwas zu ändern, denn die Werbung, welche die Medien finanziert, kann mit Vergänglichkeit keine Produkte verkaufen, oder wenn, dann nur mit der Angst vor Ihr.

Staub ist eine interaktive Installation, welche den auf eine Hauswand geworfenen Schatten eines Betrachters mittels Computersimulation in Rauch/Staub auflöst. Sie entstand in der Absicht als mediales Artefakt der Tendenz der Verdrängung der persönlichen Vergänglichkeit entgegenzutreten, diese dem Betrachter unvermittelt vor Augen zu führen.

Anknüpfend an die Vanitas Bilder aus dem Mittelalter versuchte ich mit "staub" eine für die heutige Zeit passende Form zu finden. Wichtig war mir dabei meine persönliche Einstellung zum Tod und der Vergänglichkeit zu berücksichtigen. Für mich sind der Tod und die Vergänglichkeit nichts Negatives sondern ein wichtiger Teil unserer Existenz, und wenn das Leben als etwas Positives angeschaut wird, kann der Tod nichts Negatives sein, denn ohne den Tod kein Leben.

Technik

  • › Detailierter technischer Ablauf [PDF | 1 MB ] [link 04]

Technische Beschreibung

Die in dieser Dokumentation gezeigten Bilder stammen von der ersten und einzigen umgesetzten Installation dieser Idee. Diese erste Version arbeitet auf dem Prinzip der Rückprojektion, d.h. der Schatten wurde durch ein Licht von vorne auf eine Leinwand geworfen, und von hinten mittels einer Kamera eingefangen und die dadurch gestartete Computersimulation durch einen Beamer wieder auf die Leinwand gespielt. Diese Lösung hat den Vorteil, dass der Betrachter keinen Schatten in das projizierte Bild werfen kann.

Bei der hier beschriebenen Umsetzung, in der eine Hauswand (oder eine an einem Haus angebrachte Leinwand) bespielt wird, muss eine andere Variante gewählt werden. Da die Achse der Lichtquelle für den Schattenwurf und die Achse für den Beamer nicht die selbe sein müssen, kann der Beamer von einem höhergesetzten Ort projizieren. Dadurch kann der Schattenwurf eines Betrachters oder eines zufällig am Haus vorbeigehenden Passanten vermieden werden.

Im beiliegenden PDF werden der technische Prozess und die dabei eingesetzen Geräte Schritt für Schritt mit Hilfe einer grafischen Darstellung erklärt.

Hardware / Software

- lichtstarke Lampe mit Steuerungselektronik (DMX)
- lichtstarken Beamer
- leistungfähiger Computer (Mac G5 oder äquivalent)
- digitale Videocamera (Firewire)
- VGA - Kabel
- USB - Midi - Schnittstelle
- Midi - DMX - Schnittstelle
- Max/MSP/Jitter - Runtime Software

In der ersten Version wurde die Software in Processing(.org) entwickelt. In der neuen Version wird Max/Jitter eingesetzt, welche mehrere Vorteile gegenüber dem Java basierten Ansatz besitzt:

Jitter hat bereits äusserst leistungsfähige Videobild Manipulationsobjekte, die einen präzisen Abgleich der Lichtfarbe zwichen Lampe und Beamerbild ermöglichen (was für die Illusion des sich auflösenden Schattens wichtig ist). Zudem sind bereits Trackingobjekte vorhanden, welche sehr schnell und präzise den Schatten aus einem Videobild extrahieren und diesen in eine Staubsimultation einbinden lassen. Via Midi-DMX lässt sich auf einfache Weise die Lampe kontrollieren. Am wichtigsten ist der Performancevorteil. Ein spezifisch dafür programmiertes C-External kann eine Simulation mit viel mehr Partikeln durchführen, bei einer angemessenen Framerate (> 15) und hoher Auflösung (800x600 oder sogar 1024x768).

Kontext

Hochschule / Fachbereich

FH Nordwestschweiz
Gestalltung und Kunst

URL der Hochschule

» http://www.createyourstudy.ch [link 05]

Betreuer des Projekts

Prof. Andreas Athanassoglou

Kommentar des Betreuers

"Staub", die Arbeit von Martin Fröhlich beschäftigt sich mit dem Tabuthema der Vergänglichkeit in unserer Kultur und unserer Gesellschaft. Dafür stehen Begriffe wie Vergänglichkeit, körperlicher Zerfall/Alterung, Schatten, Sterben, Tod. Kulturgeschichtlich und kulturästhetisch wurde dieses Thema immer wieder aufgegriffen und dargestellt. Die Vanitas-Bilder als symbolhafte Darstellungen der Vergänglichkeit und des Todes sind kultur- und kunstgeschichtliche Zeugen davon.

Die vorliegende Arbeit behandelt dieses Thema mit den Mitteln der interaktiven Medienkunst und führt den Betrachter, die Betrachterin in eine installative Umgebung, wo Vergänglichkeit nicht stillschweigend erduldet wird, sondern der User zum Initiant der Vergänglichkeit wird. Eine grundsätzliche Haltung des Erleidens von Vergänglichkeit und des Todes wird verkehrt in eine Situation des aktiven Provozierens.

Die technisch komplexe Anordnung verschwindet wohltuend hinter der Anmutung von Erscheinung. Hier wird visuell nicht mit Schwere vermittelnden Stilmitteln operiert, sondern mit medialen Mitteln, die der Leichtigkeit des Verschwindes näher stehen. Damit wir die aufgegriffene Thematik in ein anderes, überraschendes Licht gerückt.

Seminar / Kurzbeschreibung

Semesterarbeit Projekt MK 4 der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Fachhochschule Nordwestschweiz HGK FHNW, Institut Medienkunst (ehemals Fachhochschule Aargau Gestaltung und Kunst FHA G+K ), Studiengang Medienkunst, 4.Semester 2004, Umfang 12 SWS (12 ECTS-Punkte), thematischer Ausgangspunkt: „Cockpit Voice Recorder“, Verantwortlicher Dozent Roland Unterweger.

Zuordnung Forschungsbereich

Installation, immersive Umgebungen

  • › digital sparks 2006 [link 06]

» http://maybites.ch [link 07]

  • › Bild Sequenz no 1 [JPEG | 56 KB ] [link 08]
  • › Bild Sequenz no 2 [JPEG | 64 KB ] [link 09]
  • › Bild Sequenz no 3 [JPEG | 58 KB ] [link 10]
  • › Bild Sequenz no 4 [JPEG | 63 KB ] [link 11]
  • › Video, Format Quicktime 320x240 [1 MB ] [link 12]
  • › Video, Format AVI 320 x 240 [3 MB ] [link 13]
  • › Detailierter technischer Ablauf [PDF | 1 MB ] [link 14]