Laszlo Bardos, Stefan Korinek

Bangarama

Musizieren durch Headbanging

Bangarama Interface

Bangarama Interface

University / department

RWTH Aachen
Informatik

University URL

» http://www.rwth-aachen.de

Project supervisor

Prof. Dr. Jan Borchers

Supervisor commentary

"Bangarama" ist ein "NIME": ein New Interface for Musical Expression. Es basiert auf einer äußerst kreativen und originellen Idee der beiden Schöpfer: Da Headbanging in der Rockmusik ein typisches Verhalten des Publikums ist - warum nicht diese rhythmische Bewegung als Eingabe verwenden, um damit die Wiedergabe der Musik zu steuern?

Das System erfüllt für mich in beispielloser Form die Bedingungen an ein kreatives Multimediaprojekt, weshalb es auch von unserem Lehrstuhl als Jahrgangssieger (s.u.) ausgezeichnet wurde: Eine originelle und gleichzeitig thematisch äußerst passende Interaktionsmetapher wurde hier mit vorbildlichem technischen Aufwand und dem richtigen Pioniergeist in ein funktionierendes System verwandelt, in dessen Endversion der Spieler nicht nur durch Headbanging den Rhythmus vorgeben, sondern sogar auf einer Air Guitar die Melodie seines Rocksolos formen kann.

Das System erzeugte durch die anschließende freiwillige Weiterführung der beiden Studenten, durch ein Paper auf einer internationalen Konferenz und durch eine erstaunliche Abdeckung in den Internetmedien einige Publicity (man google einmal "Bangarama" und findet Einträge auf engadget.com und anderen Seiten). Eine tolle Leistung, insbesondere wenn man die kurze zur Verfügung stehende Zeit bedenkt - was mir wieder einmal verdeutlichte, dass doch noch die Idee und der richtige Hackergeist, nicht der "Production Value" zählen können.

Course abstract

"Bangarama" wurde in seiner ersten Version im Rahmen der Vorlesung "Designing Interactive Systems 2 (DIS2)" meines Lehrstuhls Informatik 10 (Medieninformatik) an der RWTH Aachen entwickelt. In dieser Vorlesung vermitteln wir die technischen Grundlagen für die Entwicklung von Benutzerschnittstellen, die von herkömmlichen Fenstersystemen bis zu multimodalen Schnittstellen für Audio und Video reichen. Sie baut auf der Vorlesung "DIS1" auf, die die gestalterischen und psychologischen Grundlagen guter Benutzerschnittstellen vermittelt.

Begleitend zu dieser Vorlesung arbeiten unsere Studenten wie bei allen unseren Veranstaltungen an kleinen Gruppenprojekten, um die praktischen Problemlösungsfähigkeiten und das Teamwork zu trainieren. Als letztes, "krönendes" Projekt in der DIS2-Vorlesung stellten wir im Sommer 2004 unseren Studenten die Aufgabe, ein "New Interface for Musical Expression" zu bauen: Die vorhandenen Kenntnisse über gute Interfaces - Visibility, Affordances, Natural Mappings, Constraints, richtiges Prototyping etc. - und deren technische Umsetzung (Multimediaprogrammierung) sollten zusammengebracht werden, um ein neuartiges Musikinstrument zu kreieren. Dabei genügte es jedoch nicht, einfach ein Programm zu schreiben, das auf Knopfdruck Musik abspielt: Wichtig war in der Aufgabenstellung, dass das "Instrument" durch sofortiges Feedback tatsächlich spielbar ist - soweit, dass man bei genug Übung auch wie im klassischen Fall vom Amateur zum Profispieler avancieren könnte. Genügend interaktiver "Tiefgang" war also gefragt.

Bangarama war der Hauptgewinner der elf abschließenden Projektvorstellungen in dieser Veranstaltung, die ich mit meinen Mitarbeitern bewertete. Informationen zur Veranstaltung und den übrigen, ebenfalls interessanten Projekten finden sich unter http:// media.informatik.rwth-aachen.de/dis2_aachen_projects.html.

Herr Bardos und Herr Korinek erklärten sich daraufhin bereit, das System nach Ende der Vorlesung freiwillig noch weiter zu entwickeln, um ein Paper zur internationalen NIME-Konferenz über neue Musikinstrumente einzureichen (das auch angenommen wurde) und um das System an der RWTH Aachen zum "Tag der Informatik" einige Monate später vorzustellen, ebenfalls mit großem Erfolg. In dieser Phase wurde unter anderem die "Air Guitar" fertiggestellt.

Relation to the research area

"Bangarama" ist ein exzellentes Beispiel für eine neue Benutzerschnittstelle für zeitbasierte Medien wie Audio und Video. Der Forschungsbereich ist die Mensch-Maschine-Interaktion (Human- Computer Interaction, HCI), insbesondere neuartige Schnittstellen jenseits der Desktoptradition, mit Berührungspunkten zur Computermusik.