Sigurd Könker

Komposition in D

Konzeption und Entwurf von audiovisuellen Kompositionen zu den Geräuschlandschaften einer Stadt

Nominee of the digital sparks award 2006

Komposition in D

Komposition in D

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Content Description

Die Beschäftigung mit der Verbindung von Ton und Bild war der Kerngedanke meiner Diplomarbeit. Bestimmte Geräusche hängen mit den Bildern ihrer Verursacher untrennbar zusammen, andere Klänge nimmt man wahr, ohne ihre Erzeuger visuell ausmachen zu können. Beispielsweise wird das Rauschen eines Autos direkt mit dem visuellen Reiz des Wagens verbunden, hingegen kann das Zwitschern eines Vogels wahrgenommen werden, ohne ein Bild von ihm zu haben. Ausgehend vom Klang, der mich umgibt, wollte ich nach einer Methode suchen, die diese beiden Wahrnehmungsebenen zu immer neuen, nicht vorhersehbaren Ergebnissen kombiniert. Ein Konzept wurde definiert, das eine Ebene schafft, auf der ein Ausloten und Ausprobieren von verschiedensten Möglichkeiten der Kombination (Komposition) von audiovisuellen Elementen ermöglicht wird. Als Grundlage für diese Untersuchung stehen Tonaufnahmen und Fotografien aus Düsseldorf zur Verfügung. Zwei Aspekte sind für mich bei diesem Experiment wichtig: Zum einen sollen Bild und Ton kongenial komponiert werden, zum anderen soll der Versuch unternommen werden, den Moment einer erlebten Situation in die Unendlichkeit zu zerdehnen.

KOMPONIEREN VON BILD UND TON
Eine Anwendung wurde entwickelt, die Ton- und Bildelemente neu kombiniert und nach einer bestimmten Systematik komponiert und darstellt. Der Zufall und das nicht Vorhersehbare sind wichtige Gesichtspunkte des Komponierens. Die Bild- und Tonelemente sollen als gleichrangig verstanden werden. Komponist, Interpret und Zuhörer sollen durch meine Anwendung zu einer Person werden, die durch Komposition, Improvisation und Variation immer neue Formen der Darstellung von gesammeltem Material zusammensetzen kann.

DIE PARTITUR
Die Partitur wurde so gestaltet, dass wenig Zeichen und Anweisungen erlernt und beachtet werden müssen. Es soll nach dem ersten Verständnis darum gehen, die Erscheinungsform des organisierten Materials im Ablauf des Werkes festzulegen. Die Bestimmung der Längen von Formteilen, die Auswahl der Klänge und ihre Kombination miteinander soll in immer neue Variationen gebracht werden können. Das Regelwerk und die losen Anweisungen, sowie das Material bekommt der „Komponist“, der „Anwender“, als Programm gestellt. Das Letztere kann von ihm in immer neuen Kompositionen modifiziert werden. Die Partitur ist nicht mehr ausschließlich zur Aufzeichnung der Anweisungen an den Interpreten gerichtet, sie ist das Stück selbst. Die Partitur bringt sich selbst zum Klingen.

ZUSAMMENFÜHRUNG VON MOMENT, ZEIT UND RAUM
Ziel der Arbeit ist das Erfassen erlebter Wirklichkeit, also der Versuch den Moment mit all seinen visuellen und akustischen Facetten einzufangen und darzustellen. Die Aufeinanderfolge in der Dauer und das Nebeneinander im Raum werden gleichermaßen berücksichtigt. Beabsichtigt ist dabei die Überlagerung verschiedener Zeiten an einem Ort, also in gleichbleibenden Räumen. Vergangenheit als Erinnerung in Bildern wird zur spontan abrufbaren und beliebig kombinierbaren Spur der Zeit. Die Dauer des vergangenen Eindrucks wird wiederholt, verlängert und verschoben und schafft somit den Sprung in die Gegenwart.