Dominik Sonnenbichler, Matthias Pfahler, Sandra Leix, …


Die Entgrenzung der Welt

Realisierung einer interaktiven Installation zum Thema "Weltsichten"


Interaktive Installation zum Thema "Weltsichten" [link 01]

Interaktive Installation zum Thema "Weltsichten"

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

Im Rahmen der Projektarbeit war eine interaktive Installation zu schaffen. Konzeption und Realisation betrafen Hard- und Software gleichermaßen. Ausgangspunkt war eine sehr wertvolle Weltkarte aus dem Jahr 1507, die in der historischen Bibliothek in Offenburg gefunden wurde.

Für das Jahr 2006 plante die Stadt Offenburg eine Ausstellung unter dem Arbeitstitel "Die Entgrenzung der Welt", in deren Mittelpunkt diese historische Karte stehen sollte. Dem Besucher der Ausstellung sollte die Möglichkeit geboten werden, eigenständig das während des Rundgangs Erfahrene zu reflektieren sowie Zusatzinformationen zu einzelnen Wissensgebieten zu erhalten. Zudem sollte der Besucher im Umgang mit Medien sensibilisiert werden. Das Einbinden neuer, technischer Entwicklungen und das Wissen um Multimedialität in unserer Gesellschaft vervollständigten die Installation und schlugen die Brücke zur Gegenwart.

Für die Realisierung der Assets wurde eine umfassende Wissensrecherche betrieben. Der Aufbau der Installation wurde in Eigenarbeit konstruiert und hergestellt. In einem nächsten Schritt wurde die API von NASA World Wind ermittelt und implementiert. Die grafische Benutzerschnittstelle sollte besonders ansprechend und bedienerfreundlich sein. Über einen verschiebbaren Touchscreen-Monitor lässt sich NASA World Wind nun in einem zweiten Monitor steuern.

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Dominik Sonnenbichler, Studierender, Hochschule Offenburg, FB Medien und Informationswesen
  • Matthias Pfahler, Studierender, Hochschule Offenburg, FB Medien und Informationswesen
  • Sandra Leix, Studierende, Hochschule Offenburg, FB Medien und Informationswesen
  • Urs André Weltert, Studierender, Hochschule Offenburg, FB Medien und Informationswesen

Entstehung

Deutschland, 2005-2006

Eingabe des Beitrags

Sandra Leix, 24.01.2006

Kategorie

  • Bildung und Lernen

Schlagworte

  • Themen:
    • Kommunikation |
    • Wissensräume
  • Formate:
    • Installation |
    • 3D |
    • interaktiv
  • Technik:
    • Flash |
    • XML

Ergänzungen zur Schlagwortliste

  • NASA World Wind |
  • Interdisziplinarität |
  • Geoinformatik

Inhalt

  • › Ausarbeitung und Dokumentation [PDF | 2 MB ] [link 02]
  • › Screenshot: Asset im Entdecker-Modus - auf den Spuren von Leif Eriksson [JPEG | 120 KB ] [link 03]
  • › Screenshot: Asset im Wissens-Modus - Schnittmuster-Puzzle [JPEG | 129 KB ] [link 04]

Inhaltliche Beschreibung

Dem Anwender stehen zwei Modi zur Auswahl, die er über die grafische Bedienoberfläche des Touchscreen-Monitors anwählen kann.

Im Wissens-Modus werden dem Anwender zusätzliche Informationen angeboten. Er erhält die Möglichkeit, sein Wissen durch Fragen und Aufgaben zu testen. Diese sind durch verschiedenfarbige Fähnchen gekennzeichnet. Beispielhaft wurden jeweils fünf Informationsberichte bzw. Fragen erstellt. Die Bandbreite der Informationen reichte von ernsten Themen über interessante Tatsachen bis hin zu skurrilen Begebenheiten. Alle Themen wurden auf der Karte bestimmten Orten zugeordnet. Die Auswahl richtete sich vorrangig danach, die Fähnchen über die Welt verteilen und so die Funktion des Wissens-Modus sinnvoll präsentieren zu können. Ein Teil der Wissensrecherche war bereits durch die theoretische Betrachtung des Themas "Weltsichten damals und heute" erledigt. Allerdings sollten möglichst viele Themen, die im Umfeld der Ausstellung von Bedeutung sein könnten, behandelt werden. Dies machte eine weitere Recherche in den unterschiedlichsten Bereichen erforderlich.

Die Zuordnung der Fähnchen könnte sowohl themen- als auch aufgabenorientiert sein. Wir entschieden uns für die letztere Variante. So wird der Besucher mit allen Themenbereichen konfrontiert, kann sich jedoch die Art der Wissensvermittlung selbst aussuchen. Über den Hilfebutton kann er sich die Bedeutung der Farben anzeigen lassen. So steht blau für Informationen. Hinter roten Fähnchen verbergen sich Richtig/Falsch-Aufgaben. Für die gelben Fähnchen waren zunächst Multiple-Choice-Aufgaben vorgesehen. Die möglichen Kombinationen der Antworten hätte den Aufwand allerdings vervielfacht, weshalb wir uns für Single-Choice-Aufgaben entschieden. Über ein grünes Fähnchen wird ein Puzzle geöffnet, welches dem Anwender spielerisch das Schnittmuster Waldseemüllers präsentiert. Eine genaue Auflistung der Informationen, Fragen und Aufgaben inklusive den Ortskoordinaten, an denen die Fähnchen platziert wurden, ist im Anhang dargestellt. Jeder Klick auf ein Fähnchen zoomt in die World Wind-Erde zu dem entsprechenden Ort. Die Texte werden im Infobereich auf der linken Seite dargestellt.

Die Aktionen des Entdecker-Modus spielen sich hauptsächlich auf dem zweiten Monitor, in dem NASA World Wind läuft, ab. Es wurden ein XML-Layer sowie mehrere XML-Flüge erstellt. Layer sind Ebenen, die sich in World Wind aus- und einblenden lassen. Als Thema des Layers wurden die Seewege der Entdecker gewählt. Die Routen von Eriksson und Kolumbus wurden ebenfalls in XML-Flügen umgesetzt. Ebenfalls kann der Nutzer zu kuriosen Orten, Sehenswürdigkeiten oder sogar durch Baden-Württemberg "fliegen".

Technik

Technische Beschreibung

Die Installation besteht aus einer großen Holzplatte, die mit einem vergrößerten Ausdruck der historischen Karte beklebt ist, und einem Kasten, der sich entlang von Schienen verschieben lässt. Die Touchscreen-Oberfläche des im Kasten angebrachten Laptop ermöglicht dem Besucher der Ausstellung, mit den präsentierten Applikationen zu interagieren. Über das Verschieben des Kastens wird eine Flashapplikation angesprochen, die Hauptbestandteil eines Plug-ins für NASA World Wind ist.

Die Position der Flashapplikation und die der Erde in World Wind werden synchron zur Position des Kastens aktualisiert. Der Besucher kann sich somit frei auf der Karte bewegen und interaktiv tätig werden. Durch Hotspots, die auf der Flashkarte verteilt angebracht sind, werden weitere Möglichkeiten zur Interaktivität und Wissenserweiterung gegeben.

Hardware / Software

Für die Anbindung von NASA World Wind wurde ein eigenes Plug-in geschrieben, welches aus zwei Klassen besteht.
Die eine Klasse stellt dabei das eigentliche Plug-in dar und ist abgeleitet von World Winds Plug-in-Klasse, welche zunächst eine grundlegende Verbindung zu World Wind ermöglicht. Diese hält native Methoden bereit, wie etwa die Funktionen "Load()" oder "Unload()". Diese Methoden wurden in unserer Klasse noch überschrieben und erhielten dadurch ihre eigentliche Funktionaltät, wie zum Beispiel das Öffnen unserer Applikation aus World Wind heraus.

Die andere Klasse stellt das Aussehen unseres Plug-ins dar und hält sämtliche spezifischen Funktionen und Eigenschaften bereit. Diese umfassen im Allgemeinen das der Windows.Form-Klasse abgeleitete "Windowsfenster", unseren Flashfilm sowie die Methoden zur Kommunikation zwischen Flash und World Wind und der Steuerung der Erde.

Nun besteht die Möglichkeit, World Wind entsprechend den Anforderungen der Installation von unserem Flashfilm aus zu steuern. Dies umfasst das Drehen der Erde, das Hinein- und Herauszoomen, das Abspielen von XML-Skripten, sowie das "Anfliegen" gewünschter Punkte auf der Erde.

Um die altertümliche Anmutung der grafischen Bedienoberfläche zu erreichen, galt es, die für die Informationsvermittlung notwendigen Elemente in einer der damaligen Zeit angemessenen Umgebung zu platzieren. Die Oberfläche der Anwendung wurde deshalb dem Arbeitstisch eines mittelalterlichen Schreibers nachempfunden. Entsprechende Dekorationselemente wurden ebenso wie das gesamte Screendesign in "Maxon Cinema4D" erstellt und positioniert: Tintenfass mit Schreibfeder und Korken, Siegelstempel sowie Siegelwachs.

Auf der rechten Seite des Anzeigebereichs wurde die Karte platziert. Sie wurde ebenfalls als 3D-Modell in Cinema4D aus einer Kugel erstellt, die mittels Bone-Deformern zu der Globussegmentkarte aufgefaltet wurde. Zur besseren optischen Hervorhebung der Kontinente sollten Landmasse und Meere verschiedenfarbig coloriert werden. Von der Karte sollte zur gezielten Lenkung der Aufmerksamkeit des Benutzers beim Verschieben des Bildschirms jeweils nur der Ausschnitt gezeigt werden, über dem sich der Monitor aktuell befindet. Die Karte wurde hierfür optisch unterhalb der Tischplatte hinter Glas in einem "Schaukasten" untergebracht. Es entsteht nun der Eindruck, als bewege man den Monitor über die Karte hinweg. Zusammen mit der Karte werden im Wissens-Modus kleine 3D-animierte Fähnchen angezeigt, über die mittels Mausklick die Assets ausgewählt werden können.

Kontext

Hochschule / Fachbereich

Hochschule Offenburg
Medien und Informationswesen

URL der Hochschule

» http://www.fh-offenburg.de [link 05]

Betreuer des Projekts

Prof. Dr. Tom Rüdebusch

Kommentar des Betreuers

Das Projekt "Die Entgrenzung der Welt" thematisiert in anschaulicher und individuell erlebbarer Weise das Spannungsfeld zwischen Weltsichten zu Beginn des 16. Jahrhunderts und zu Beginn des 21. Jahrhunderts.

Kernidee ist die Assoziation der Verschiebebewegung einer Bedienfläche auf der historischen Weltkarte mit der Rotation der projiziierten Weltkugel aus aktuellen Daten der NASA.

Der spielerische Zugang fordert den Besucher unmittelbar heraus, selbst aktiv zu werden. Erste Erkenntnisse, die der Besucher bei der Interaktion mit dem Exponat gewinnt (z.B. die völlig unterschiedliche Bewertung der Wassermassen damals und heute), leiten über zu einer grundlegenderen Reflektion der Bedeutung technischer Errungenschaften für die Prägung von Weltsichten: Damals wurde die Sicht auf die Welt über den Buchdruck beeinflusst (Installationsinhalte zur fälschlichen aber nicht mehr zu korrigierenden Namensgebung für Amerika durch die Karte), heute über die Medien und das Internet (Installationsinhalte zu bewusst falsch dargestellten sicherheitsrelevanten Orten in NASA World Wind).

Dieses Projekt ist Ergebnis ausgezeichneter interdisziplinärer Diskussion und Zusammenarbeit von Studentin und Studenten: Als Vorbereitung der kreativen Phase setzten sie sich zunächst mit Weltsichten damals und heute auseinander. Aus verschiedenen Ideen für multimediale Installationen wurde eine ausgewählt, die dann von der Bleistiftskizze über ein 3D-Modell zur realen Installation ausgeformt wurde. Das Spektrum der hierfür notwendigen Arbeiten umfasste die Gestaltung der visuell/haptischen Schnittstelle zum Benutzer ebenso wie die Programmierung der Software (in C#, dem NASA World Wind API und Flash), Schreiner- und Elektroarbeiten waren genauso zu leisten wie finanzielle Rahmenbedingungen zu berücksichtigen.

Seminar / Kurzbeschreibung

Die Studierenden sollen sich interdisziplinär mit verschiedenen Aspekten medialer Projekte auseinandersetzen. Neue Aufgabenstellungen in jedem Semester fördern Aktualität und Relevanz der Ergebnisse.

Im vorliegenden Fall waren Vorschläge zur Ausstellung "Neue Welt und Altes Wissen. Wie Amerika zu seinem Namen kam" zu erarbeiten, die von Oktober 2006 bis März 2007 das Offenburger Museum im Ritterhaus zeigt. Wichtigstes Exponat ist eine wertvolle Weltkarte von Waldseemüller aus dem Jahre 1507, die den neu entdeckten Kontinent erstmals als "America" bezeichnet. (In der falschen Annahme, Amerigo Vespucci sei der Entdecker der Neuen Welt. Die damals noch junge Technik des Buchdrucks führte zu einer so hohen Auflage, dass dieser Irrtum nicht mehr rückgängig zu machen war.)

Zuordnung Forschungsbereich

Zentraler Forschungsgegenstand im Fachbereich Medien und Informationswesen an der Hochschule Offenburg ist die interdisziplinäre, wissenschaftliche und künstlerische Weiterentwicklung der Mediensysteme.

Der Kollegenkreis umfasst Fachleute aus den Bereichen Gestaltung, Informatik, Technik und Betriebswirtschaft. Die Schnittstelle von Mediensystemen zum Menschen und zur Gesellschaft ist ebenso Gegenstand gemeinsamer Betrachtung wie Software für Mediensysteme und ihre technische Realisierung, oft unter Beachtung betriebs- und volkswirtschaftlicher Aspekte.

Dies führt zu Veröffentlichungen mit verschiedenen Schwerpunktsetzungen ebenso wie zu öffentlichen Aufführungen von Medienproduktionen und Exponaten für Ausstellungen, zuletzt "Coolhunters" des ZKM in der Städtischen Galerie Karlsruhe.

  • › digital sparks 2006 [link 06]
  • › Screenshot: Asset im Wissens-Modus - Einfach-Auswahl-Frage [JPEG | 123 KB ] [link 07]
  • › Ausarbeitung und Dokumentation [PDF | 2 MB ] [link 08]
  • › Screenshot: Asset im Entdecker-Modus - auf den Spuren von Leif Eriksson [JPEG | 120 KB ] [link 09]
  • › Screenshot: Asset im Wissens-Modus - Schnittmuster-Puzzle [JPEG | 129 KB ] [link 10]
  • › 3D-Modell der Installation [JPEG | 34 KB ] [link 11]