Wolfram Zwanziger


EFFEKTHASCHEREI

zwonull.com


Animation [link 01]

Animation

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

Kann Kunst die Welt retten? Diese und andere Fragen stellt die Arbeit buchstäblich in den Raum. eine grandiose Gratwanderung zwischen Kunst, Pop und Design. Ein bildgewaltiger Traum mit ambivalentem Anspruch: Design als Selbstzweck kontra angewandte Kunst. Die richtungsweisende Denkweise und innovative Gestaltung macht dieses Diplom zu einem audiovisuellen Meisterwerk, einer phantastischen Mischung aus Animationsfilm, Musikvideo, Spezialeffekten und Rauminstallation!

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Wolfram Zwanziger, ZWONULL.COM

Entstehung

Deutschland, 2005

Partner / Sponsoren

Musik: Jens Hafemann

Die Theorie wurde betreut von Prof. dr. sc. tc. h.c. Bazon Brock.

Eingabe des Beitrags

Wolfram Zwanziger, 23.01.2006
wolfram.zwanziger@zwonull.com [link 02]

Kategorie

  • künstlerische Arbeit

Schlagworte

  • Themen:
    • Visual Effects |
    • Animation |
    • Design |
    • Medienkunst
  • Formate:
    • Computeranimation
  • Technik:
    • Quicktime |
    • Digitales Video

Ergänzungen zur Schlagwortliste

  • umwerfend |
  • phantastisch |
  • genial

Inhalt

Inhaltliche Beschreibung

Im Zuge meiner eigenen Auseinandersetzung mit Animationsfilm, Spezialeffekten für Film und Video oder eben bewegtem Grafikdesign sind mir im Laufe der Zeit ein paar Fragen gekommen, die ich hier zwar nicht vollständig beantworten kann, die aber doch die Grundlage für dieses Diplom und letztlich meine ganze Arbeit als Designer bilden: inwieweit und auf welche Art und Weise werden wir mittlerweile von künstlichen audiovisuellen Sinneseindrücken beeinflusst, welchen Stellenwert haben Spezialeffekte in unserer täglichen Wahrnehmung, sind diese Effekte überhaupt noch als solche erkennbar? Wo liegt die Grenze zwischen Unterhaltung und Effekthascherei? Gibt es überhaupt eine? Ist Werbung gut oder böse? Kann Kunst die Welt retten?
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Ich versuche nicht, eine Antwort auf all diese Fragen zu geben. Meine Diplomarbeit stellt diese Fragen, untersucht Meinungen, Gefühle, Reaktionen. Ich möchte zeigen, was mich an diesem Medium fasziniert, das Schöne, das Großartige. Die enorme schöpferische Kraft, die in manchen Arbeiten steckt, aber auch die problematischen und versteckten Seiten, lügende Bilder z.B., also Illusionen, die einem falsche Wahrheiten präsentieren, die dann zu falschem Denken und Handeln führen können.
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All dies fasse ich unter den Begriff "Effekthascherei", genauer: Effekthascherei im Bereich der audiovisuellen Medien. Ein Effekt ist nun laut Duden ein auf Wirkung abzielendes Ausdrucks- und Gestaltungsmittel, also etwas, mit dem Gestalter und Designer täglich konfrontiert sind. Ein guter Effekt erzielt Aufmerksamkeit, macht Spaß und erreicht die von ihm erwartete Wirkung; sei es die Bekanntheitssteigerung einer bestimmten Marke, die Verdoppelung des Absatzerfolges irgendeines Produkts oder der Impuls, doch mal wieder in ein Museum zu gehen. Wird die Wirkung erreicht, ist der Effekt effizient. Aber ist er damit auch gut – im Sinne von Ethik und Moral? "Effekthascherei" ist die Kehrseite der Medaille. Sie zielt nur auf einen kurzfristigen Effekt ab, bietet etwas auf triviale Weise als Sensation an, ist Blendwerk und heiße Luft. Eine Fassade mit nichts dahinter. "Effekthascherei" verkauft etwas, das niemand braucht. Effekte sind gut, Effekthascherei böse; so einfach ist das? Was passiert nun, wenn dieses ominöse 'dahinter' gar nicht gefordert ist? Wenn die Fassade genügt, um einen 'guten' Effekt zu erzielen, Freude am Sehen zu bereiten, zu unterhalten? Wenn gar die Fassade selbst zum Inhalt wird? Eine ganze Industrie lebt von ebendiesem Phänomen. Natürlich braucht niemand Animationsfilme oder Musikvideos zum Überleben, aber es braucht auch niemand eine Mona Lisa. Oder doch? Hier wird es schwierig, weil auch der Geist des Menschen Nahrung braucht. Diese innerlichen, geistigen Bedürfnisse, die Fähigkeit zu denken unterscheidet den Menschen vom Tier.
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Der Effekt um des Effekts willen ist aber nicht immer unterscheidbar von dem Effekt mit genau gesteuerter Zielrichtung. Gute Werbung z.B. kann auch schön sein, Spaß machen und Freude am Sehen bereiten; gerade uns Gestaltern, die wir ja von Haus aus auf visuelle Wahrnehmung geschult und fixiert sind. Sie dient aber letzlich doch nur dem Zweck, ein bestimmtes Produkt zu verkaufen oder einen Markenwert zu steigern. Nun kann man argumentieren, dies sichere Arbeitsplätze, sowohl bei der Herstellerfirma des beworbenen Produkts als auch der ausführenden Werbeagentur und den von ihr abhängigen Dienstleistern. Was aber, wenn das Produkt selbst vielleicht moralisch, ethisch oder gesundheitlich bedenklich ist? Dieser kurze Ausblick zeigt schon die Komplexität der ganzen Thematik. Mit meiner Arbeit möchte ich in erster Linie Freude am Sehen bereiten, also gutes Design machen; aber auch zum Denken anregen, nicht alles Gesehene ungefragt hinzunehmen. Wir sind es gewohnt, unseren Augen zu vertrauen, wir glauben nur das, was wir selbst gesehen haben. Aber das können wir schon lange nicht mehr.
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In meiner Arbeit versuche ich nun, einen Film bzw. eine Animation zu gestalten, die ausschließlich aus Effekten besteht und fast vollständig handlungsleer ist. Anders gesagt verzichte ich auf jegliche form von durchgängiger Handlung, die die visuelle Aufnahme- und Empfindungsfähigkeit des Betrachters beeinträchtigen könnte. Der Betrachter sieht eine scheinbar wahllose Aneinanderreihung von kurzen Effekt-Clips, in denen unterschiedlichste Bildwelten mit verschiedenen Abstraktionsgraden entstehen. Um die Wirkungen dieser Animationen und Effekte noch zu steigern, versetze ich den Betrachter in einen Effektraum, in dem das gesamte Blickfeld mit Animationen bespielt wird, er sich also inmitten einer virtuellen Effekt-Realität befindet. Die reine räumliche Situation stellt an sich schon wieder einen besonderen Effekt dar, denn der Betrachter wird nach dem Blackbox-Prinzip seiner sämtlichen gewohnten Orientierungsmöglichkeiten beraubt. Mehrere Einzeleffekte und Clips auf den vier verschiedenen Leinwänden konkurrieren um die Aufmerksamkeit des Auges, können sich aber auch zu einem panoramahaften Gesamtereignis verdichten. Dabei soll die Belanglosigkeit der Bilder so übertrieben werden, dass der Betrachter automatisch nach einem Sinn suchen muß, ihn aber in der bloßen Darstellung nicht finden kann. Durch einzelne diffuse Hinweise in den Animationen selbst, wie etwa die optisch reizvolle Darstellung von Onboard-Cameras einer einschlagenden Cruise-Missile in Videospielqualität, offensichtlich manipulierte Realaufnahmen und gerade auch die Kombination solcher Inhalte mit vollkommen belanglosen Bildern, wird die Denkrichtung des Betrachters auf die anfangs gestellten Fragen gelenkt. Zusätzlich wird die ansonsten nahezu nahtlos ineinandergreifende Reihung der Clips immer wieder deutlich gebrochen durch ironische oder provozierende Kommentare, die das konzeptionelle Grundgerüst der gesamten Arbeit in abstrakter Form wiedergeben.
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Technik

Technische Beschreibung

Grundsätzlich arbeite ich bei der Umsetzung vollständig digital von der Bildgenerierung bis zur Projektion. Diese Entscheidung hat im wesentlichen drei Gründe: erstens wird der Großteil der Animationen direkt digital erstellt, also am Computer mit Animationssoftware gestaltet und animiert. Die dabei enstehenden Bilder sind auf analogem Wege nicht zu produzieren. Zweitens werden auch alle gedrehten Real-aufnahmen digital nachbearbeitet bzw. vollständig verändert, hier spart man bei digitaler Aufnahme die Abtastung des gedrehten Materials und die anschließende Wiederausbelichtung auf Film. Drittens bietet die Digitaltechnik die einzige Möglichkeit für mich, ein Projekt dieser Größenordnung überhaupt zu bewältigen und zu finanzieren.
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Damit einher gehen natürlich Kompromisse in Sachen Bildqualität. Die Auflösung und Brillianz von Film wird immer noch nicht auf digitalem Wege erreicht, zumal ich auch in der digitalen Projektionstechnik keinen Highend-Standard finanzieren kann. Konkret bedeutet das eine Bildauflösung von 1024*768 Pixeln und 25 Bilder pro Sekunde (fps) ausgehend von der Leistung realistischer Projektions- und Playertechnik. Das ist ungefähr die Hälfte der Auflösung von HDTV, dem Kommenden, und das doppelte von PAL, dem aktuellen Fernsehstandard; also im Vergleich mit heutigem Video ein sehr guter Wert und mit ca. 45 MB pro Sekunde unkomprimiertem Video immer noch eine enorme Datenmenge. Bei den rein digital animierten Clips ist die Produktion dieser Auflösung kein Problem, als 3D-Animationssoftware wird Mac-spezifisch Maxon Cinema 4D eingesetzt, für die meisten 2D-Animationen und Compositing-Aufgaben Adobe After Effects. Für Partikeleffekte bietet Discreet Combustion die besten Möglichkeiten, darüber hinaus wird bei speziellen Aufgaben auch noch weitere Software verwendet. Bei den Sequenzen mit gedrehtem Material wird die neue HDV-Kamera hdr-fx1 von sony eingesetzt. sie liefert eine interlaced Auflösung von 1440*1080 Pixeln und damit mehr als das Endformat, da sie einen MPEG2 komprimierten Videostrom auf herkömmliche DV-Kassetten aufzeichnet, lässt sich das Videomaterial ebenfalls wie bei DV über Firewire mit Apple Finalcut Pro einladen und wird erst im Rechner dekomprimiert. Durch die starke Kompression gehen zwar Kanten und Details verloren, da das Format ja aber später noch herunterskaliert wird, lässt es sich mit der endgültigen Bildqualität sehr gut leben. Allerdings muß bei den Aufnahmen ausreichend Licht vorhanden sein, da sonst sehr grobe Artefakte auftreten.
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Alle Filmteile werden im Computer unkomprimiert bearbeitet und gerendert und mit diesen Daten ein Feinschnitt erstellt. Anschließend werden die einzelnen clips für die jeweiligen Projektoren wieder komprimiert, damit auch normale Mac-Systeme ohne Festplatten-raid die Clips ruckelfrei mit 25 fps abspielen können. Für die Projektion der vier Clips müssen mac-basierte Systeme eingesetzt werden, da handelsübliche Videoplayer wie etwa dvdhardware zum einen nur die geringere PAL-Auflösung unterstützen und zudem meist nicht bildsynchron laufen. Diese Aufgabe übernimmt eine selbstentwickelte Playersoftware,
die Apples Quicktime-Architektur nutzt und über ein Ethernet-Netzwerk synchronisiert werden kann. Diese Playersoftware läuft auf Mac OS X und kann sehr einfach für verschiedene Präsentationssituationen angepasst werden. Die Basis bildet ein Master-Programm, welches die Steuerung und Synchronisation beliebig vieler Client-Systeme übernimmt. Jeder Client besteht aus einem autarken Mac-System, an dem jeweils ein Projektor angeschlossen ist sowie der Client-Software. Diese ist im Grunde genommen nur ein ferngesteuerter Movie-Player mit Vollbild-funktion. Die an die Macs angeschlossenen
Projektoren/beamer sind mit einer speziellen Rückpro-Optik ausgestattet und projizieren das Bild seitenverkehrt von hinten auf spezielle Rückpro-Leinwände mit einer Größe von je 4 x 3 Metern. Damit wird ein mögliches Problem von Schattenwürfen der Besucher auf die Projektionsflächen vermieden und die Zuschauer können beliebig nah an die Leinwand herantreten, ohne das Bild zu beeinträchtigen. An jeden Client sind Aktivboxen angeschlossen, die ebenfalls hinter der Leinwand versteckt sind und so den Projektionsraum frontal in Projektionsrichtung beschallen.
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Als Testumgebung für die vier Projektionen habe ich ebenfalls eine Software entwickelt, die auf OpenGl-Basis eine Echtzeitprojektion der Clips auf die Wände eines virtuellen Raumes simuliert. Hier lassen sich vorab das Zusammenspiel der einzelnen Clips, Timing, Zuschauerverhalten etc. relativ realitätsnah testen, ohne die Präsentation real aufbauen zu müssen.

Kontext

Hochschule / Fachbereich

Bergische Universität Wuppertal
Kommunikationsdesign

URL der Hochschule

» http://www.uni-wuppertal.de [link 03]

Betreuer des Projekts

Prof. Hans Günter Schmitz

Kommentar des Betreuers

Die Arbeit "Effekthascherei" von Wolfram Zwanziger ist exzellent, nicht nur im Kontext von Studienarbeiten sondern auch im Vergleich mit professionellen Arbeiten. Das Thema karikiert den hohen Anspruch der Design- und Werbewelt, die Effekthascherei weit von sich weist. Das visuelle Konzept, die Musik und die Realistaion stellen ein beindruckendes Gesamtergebnis dar, ein Feuerwerk an kreativen Ideen - immer auch mit einem Augenzwinkern begleitet.

Seminar / Kurzbeschreibung

Diplomarbeit im Studiengang Kommunikationsdesign

Zuordnung Forschungsbereich

Lehr-und Forschungsgebiet Visuelle Kommunikation
Prof. Hans Günter Schmitz
Bergische Universität Wuppertal

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» http://www.zwonull.com/diplom [link 05]

  • › Theorie [PDF | 27 KB ] [link 06]
  • › Teaser /// Quicktime 7 / h.264 [5 MB ] [link 07]
  • › Installationsvideo 16:3 /// Quicktime 7 / h.264 [25 MB ] [link 08]
  • › Animation [JPEG | 197 KB ] [link 09]
  • › Installationsaufbau [JPEG | 44 KB ] [link 10]