Christiane Uibel

Roda - Du bist das Spiel

Temporärer Spielraum in der Stadt

Nominee of the digital sparks award 2006

Spieler in der Roda

Spieler in der Roda

University / department

Kunsthochschule Berlin
Architektur

University URL

» http://www.kh-berlin.de

Project supervisor

Prof. Dr. Wolfgang Scholz

Supervisor commentary

Es gibt Orte in der Stadt, die relativ gute Infrastrukturen besitzen, jedoch merkwürdig energiearm sind. Hier wechseln sich Zirkuszelte, Rummelplätze, Tankstellen und zeltartig illuminierte Automärkte ab. Berlin kennt eine Menge dieser Orte. Wer ein Blick dafür hat, entdeckt deren poetische und magische Ausstrahlungskraft. Sie bieten jenseits kultureller und architektonischer Setzungen Leerräume, Spielräume für noch nicht genutzte Möglichkeiten und Phantasie. Für mich stellen diese Orte einen Grund für temporäre Besetzungen dar, für städtische Aktivitäten und Energien, für eine "Kultur des Grundes", für das Erproben noch nicht etablierter Kommunikationsformen.

Die Arbeit "roda - du bist das spiel" von Christiane Uibel entwickelt für diese Orte temporäre Szenarien, die in der Tradition der Zirkuszeltarena stehen, jedoch mit anderen Akteuren und neuen interaktiven Kommunikationsformen operieren. Am Beispiel einer temporären Capoeira-Arena werden Interaktionen zwischen Tänzern, Chor, Raumhülle und Ort durchgespielt. Die Wechselwirkungen der einzelnen Teile und Akteure, welche bereits beim Aufbau der ephemeren Raumkonstruktion zwischen den Bedingungen des Ortes und Ausformungen der Arena und ihrer Umhüllung einsetzen, beziehen sich auf das Energiethema und entwickeln es weiter. Sie scheinen den Orten neue Energie verleihen zu wollen.

Konsequent verknüpft Christiane Uibel lebendige, d.h. unmittelbare, körperlich-räumliche, gestische, tänzerische und musikalische Interaktionen mit digital vermittelten Raum- und Bildgenerierungen. Ihre elektronischen "Schatten" besitzen genügend Spielraum für die eigene Phantasie. Sie liefern keine glatten und flachen, digital gesteuerten Parallelwelten, sondern erinnern vielmehr an ursprüngliche Höhlenkulturen und -mythen. Das innere multimediale Geschehen bringt den Raum selbst zum Tanzen, die Raumhülle zum Gestikulieren. Und auf ihr projizieren sich Bildsequenzen, die genügend Abstraktion besitzen, um eigene Vorstellungen ins Spiel zu bringen. Die multimediale "Höhle" wird über die digital gesteuerte Membran transparent gemacht und kann somit auch den urbanen Raum aktivieren.

Christiane Uibel gelingt es, gestikulierende Energieknoten mit poetisch magischer Kraft zu entwickeln, die wichtige kulturelle Spielräume für zukünftige Raum- und Kommunikations-formen sein könnten. Und sie kreiert einen neuen Architekturtyp, der dem Ideal lebendiger Raumgebilde nahe kommt, weil er permanent auf das Kräftespiel innerer und äußerer Impulse reagieren und als eigenes Medium spannungsvoll veranschaulichen kann.

Course abstract

Die selbständig thematisierte Entwurfsarbeit von Christiane Uibel stellt den künstlerisch praktischen Teil ihrer Diplomarbeit dar. Die Arbeit ist daher nicht unmittelbares Ergebnis eines Seminars, sondern repräsentiert vielmehr weiter gefasste inhaltliche, methodische und darstellerische Aspekte der Lehre im Fachgebiet Architektur der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.

Relation to the research area

Die Zielsetzungen, die Herangehensweise und das Ergebnis der Arbeit "roda - du bist das spiel" reflektieren sehr gut wesentliche Studien- und Forschungsschwerpunkte des Fachgebietes Architektur der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Diese liegen in vielfältigen kulturellen Interventionen innerhalb urbaner Situationen auf unterschiedlichen Ebenen konkreter und virtueller Wirklichkeiten und im Spannungsfeld zwischen funktional struktureller sowie sinnlich-ästhetischer Ausrichtungen. Gleichzeitig spiegelt sie das Bestreben zu interdisziplinärer Kooperation bildnerischer und darstellerischer Künste, Design und Architektur wider, welches für die Kunsthochschule Berlin-Weißensee von elementarer Bedeutung ist.