Marie Wargnier, Matthias [dsu ] Branger

deep_sleep II

Interactive video instalation

Nominee of the digital sparks award 2006

...shhht - they are sleeping...

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Content Description

Die zwei Personen im Video, Harry und Jane schlafen. Wir schauen zu – doch es passiert nichts. Plötzlich muss ein Besucher husten…

Verwirrt wacht Jane auf und meint, irgendwas gehört zu haben. Nachdem Harry sie wieder beruhigt, schlafen beide wieder ein.

Ein anderer Besucher wird müde und setzt sich auf einen der zwei Sessel... Harry erwacht, und macht das Licht an.…auch das Licht im Raum geht plötzlich an. Nervös schaut Harry zum Sessel. “Schau mal, da sitzt jemand…!” sagt er beängstigt. Diesmal versucht in Jane zu beruhigen und meint, er habe nur schlecht geträumt. Harry schaltet das Licht wieder aus. Wieder wollen beide einschlafen.

…auch im Raum geht das Licht wieder aus – Ein Besucher hat den Lichtschalter entdeckt und macht es wieder an.

Auch bei Harry und Jane im Video geht das Licht nun wieder an. Empört beschimpfen sie sich gegenseitig – bis sich herausstellt, dass keiner von von ihnen das Licht angemacht hat. Etwas verwirrt, schalten sie es abermals aus und schlafen schließlich wieder ein…

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artist reflections zu "deep_sleep II"

Wir sehen einen Film – was wenn der Film auch uns 'sieht'? Normalerweise schauen wir Filme im Glauben, dass wir von den Personen im Film nicht gesehen werden. Anders bei "deep_sleep". Hier wird das ungewohnte Gefühl vermittelt, vom Film wahrgenommen zu werden. Die Personen im Film scheinen uns wirklich zu sehen und reagieren plötzlich auf unsere Welt.

Real – Virtual, wo ist die Grenze?
Wie real ist ein Film und wie virtuell unsere Realität? Hinter dieser Frage verbirgt sich das Problem der Wahrnehmung. Da wir sowohl Film und auch Realität zum grossen Teil mit Augen und Ohren wahrnehmen, ist es vorallem die Fantasie, die entscheidet, was Realität sein kann. So kann die virtuelle, actiongeladene (aktive) Realität im Film überaus real erscheinen, die wahre (passive) Realität (dass man einen Film schaut) rückt dabei oft in den Hintergrund oder wird ganz ignoriert oder vergessen.

Das Spiel mit der Realität...
Beim ersten Film der Welt, in dem ein Zug in einen Bahnhof einfährt, rannten die Zuschauer aus dem Kino, weil ihnen diese virtuelle Realität so real vorgekommen ist. Mittlerweile haben wir uns weitgehend an die "Filmrealität" gewöhnt, und bleiben trotz energischer Action und starken Emotionen im Kino sitzen. Trotzdem zeichnet sich ein guter Film unter anderem darin aus, dass er den Zuschauer in eine andere, virtuelle Vorstellungs-Welt entführt, was auch ein Hauptgrund ist, warum wir Filme schauen.

Bei "deep_sleep" kehrt sich das ganze um: Die Personen im Film schlafen und bieten weder Action noch Emotionen. Dieses passive Verhalten des Films provoziert, dass der Zuschauer selber aktiv wird und gelangweilt anfängt zu reden oder sich auf einen Sessel setzt. Erst wenn das passiert, werden auch die virtuellen Personen im Film aktiv und scheinen auf den Zuschauer im realen Raum zu reagieren.

Gleichzeitig wird dem Zuschauer so seine Handlung und Präsenz doppelt bewusst gemacht. Der virtuelle Film lenkt die Aufmerksamkeit auf die wirkliche Realität im Raum (in dem er gezeigt wird), und überrascht so den Zuschauer mit Reaktionen auf seine eigene Realität, statt ihn mit einer spannenden Story in eine virtuelle Welt zu entführen.