Marie Wargnier, Matthias [dsu ] Branger


deep_sleep II

Interactive video instalation


...shhht - they are sleeping... [link 01]

...shhht - they are sleeping...

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

shhht, don’t you see, they’re sleeping!

Die Videos zeigen Harry und Jane schlafend. Seien Sie also nicht zu laut, sonst erwachen sie nämlich aus ihrem Tiefschlaf. Noch stärker gestört fühlen sich die beiden, wenn Sie sich auf einen Sessel setzen oder das Licht anmachen – verwirrt und verzweifelt versuchen sich die beiden dann gegenseitig zu beruhigen um endlich wieder einzuschlafen…

"deep_sleep" ist ein Prototyp eines interaktiven Films. Die zwei Personen im Bild versuchen zu schlafen. Betritt nun jemand den Raum, wachen sie auf und reagieren verwirrt, verängstigt oder belästigt. Obwohl sie uns nicht wirklich ‘sehen’, scheinen sie uns doch irgendwie wahrzunehmen, als seien wir Gespenster.
(…nehmen wir sie nicht auch irgendwie so wahr ?!…)

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Marie Wargnier, Co-Authorin, Assistenz, HyperWerk
  • Matthias [dsu ] Branger, Author, Technik, Video, HyperWerk

MitarbeiterInnen

  • Chris Hales, workshop Leiter, HyperWerk

Entstehung

Schweiz, 2004-2005

Partner / Sponsoren

andreas krach, tomas losi, max spielmann, rasso auberger, sascha roche, pierre & michel, max msp, cecile vom schiff, taxifahrer...

Kommentar

Präsentation, Ausstellung, digital sparks, Inspiration, Weiterentwicklung,...

Eingabe des Beitrags

matthias branger, 17.01.2006
dsu@hyperwerk.ch [link 02]

Kategorie

  • künstlerische Arbeit

Schlagworte

  • Themen:
    • Mensch-Maschine-Interaktion HCI |
    • Awareness |
    • Wahrnehmung |
    • Raum
  • Formate:
    • Installation |
    • interaktiv

Ergänzungen zur Schlagwortliste

  • MAX MSP

Inhalt

Inhaltliche Beschreibung

Die zwei Personen im Video, Harry und Jane schlafen. Wir schauen zu – doch es passiert nichts. Plötzlich muss ein Besucher husten…

Verwirrt wacht Jane auf und meint, irgendwas gehört zu haben. Nachdem Harry sie wieder beruhigt, schlafen beide wieder ein.

Ein anderer Besucher wird müde und setzt sich auf einen der zwei Sessel... Harry erwacht, und macht das Licht an.…auch das Licht im Raum geht plötzlich an. Nervös schaut Harry zum Sessel. “Schau mal, da sitzt jemand…!” sagt er beängstigt. Diesmal versucht in Jane zu beruhigen und meint, er habe nur schlecht geträumt. Harry schaltet das Licht wieder aus. Wieder wollen beide einschlafen.

…auch im Raum geht das Licht wieder aus – Ein Besucher hat den Lichtschalter entdeckt und macht es wieder an.

Auch bei Harry und Jane im Video geht das Licht nun wieder an. Empört beschimpfen sie sich gegenseitig – bis sich herausstellt, dass keiner von von ihnen das Licht angemacht hat. Etwas verwirrt, schalten sie es abermals aus und schlafen schließlich wieder ein…

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artist reflections zu "deep_sleep II"

Wir sehen einen Film – was wenn der Film auch uns 'sieht'? Normalerweise schauen wir Filme im Glauben, dass wir von den Personen im Film nicht gesehen werden. Anders bei "deep_sleep". Hier wird das ungewohnte Gefühl vermittelt, vom Film wahrgenommen zu werden. Die Personen im Film scheinen uns wirklich zu sehen und reagieren plötzlich auf unsere Welt.

Real – Virtual, wo ist die Grenze?
Wie real ist ein Film und wie virtuell unsere Realität? Hinter dieser Frage verbirgt sich das Problem der Wahrnehmung. Da wir sowohl Film und auch Realität zum grossen Teil mit Augen und Ohren wahrnehmen, ist es vorallem die Fantasie, die entscheidet, was Realität sein kann. So kann die virtuelle, actiongeladene (aktive) Realität im Film überaus real erscheinen, die wahre (passive) Realität (dass man einen Film schaut) rückt dabei oft in den Hintergrund oder wird ganz ignoriert oder vergessen.

Das Spiel mit der Realität...
Beim ersten Film der Welt, in dem ein Zug in einen Bahnhof einfährt, rannten die Zuschauer aus dem Kino, weil ihnen diese virtuelle Realität so real vorgekommen ist. Mittlerweile haben wir uns weitgehend an die "Filmrealität" gewöhnt, und bleiben trotz energischer Action und starken Emotionen im Kino sitzen. Trotzdem zeichnet sich ein guter Film unter anderem darin aus, dass er den Zuschauer in eine andere, virtuelle Vorstellungs-Welt entführt, was auch ein Hauptgrund ist, warum wir Filme schauen.

Bei "deep_sleep" kehrt sich das ganze um: Die Personen im Film schlafen und bieten weder Action noch Emotionen. Dieses passive Verhalten des Films provoziert, dass der Zuschauer selber aktiv wird und gelangweilt anfängt zu reden oder sich auf einen Sessel setzt. Erst wenn das passiert, werden auch die virtuellen Personen im Film aktiv und scheinen auf den Zuschauer im realen Raum zu reagieren.

Gleichzeitig wird dem Zuschauer so seine Handlung und Präsenz doppelt bewusst gemacht. Der virtuelle Film lenkt die Aufmerksamkeit auf die wirkliche Realität im Raum (in dem er gezeigt wird), und überrascht so den Zuschauer mit Reaktionen auf seine eigene Realität, statt ihn mit einer spannenden Story in eine virtuelle Welt zu entführen.

Technik

Technische Beschreibung

Die Installation "deep_sleep II" wurde erstmals mit Director umgesetzt. Da diese Version ziemlich unbefriedigend war, habe ich eine zweite Version in MaxMSP nachgebaut.

Die technische Umsetzung besteht aus zwei screens für die beiden Protagonisten "Harry" und "Jane". Ein screen zeigt "Harry", der andere screen zeigt "Jane". Die beiden Projektionen sind in einem kleinen Raum / Raumabteil entweder vis-à-vis oder übers Eck (siehe Bild) angeordnet. Vor den Screens steht jeweils ein Sessel / Bett / Sitzgelegenheit. In der Mitte evt. ein kleiner Tisch und eine Nachttischlampe.

Am Anfang (ohne Besucher) laufen die beiden Videos im Loop und zeigen die beiden schlafend. Durch ein Mikro im Raum, zwei Drucksensoren in den zwei Sesseln, und ein Lichtschalter werden dabei verschiedene Videoszenen ausgelöst und schalten das Licht im Raum an oder aus. Besucher werden von Harry und Jane auf vier verschiedenen Ebenen wahrgenommen: Geräusche, Lichtschalter betätigen, und durch Sitzen auf Harry's oder Jane's Bett.

Es entsteht ein virtueller Dialog zwischen den Charakteren auf den Screens, die sich von Besuchern gestört fühlen. In insgesamt 52 verschiedenen Szenen reagieren die beiden in drei Stufen auf ihre Schlafstörung. Damit der virtuelle Dialog abwechslungsreich bleibt, stehen für jede Reaktion mehrere Szenen zur Verfügung, die per Zufall ausgewählt werden.

Sobald sich die Raumsituation wieder beruhigt und niemand sich auf einen Sessel setzt oder den Lichtschalter betätigt (kein Sensorsignal), wird wieder die Schlafszene getriggert, welche im Loop läuft, bis sie vom nächsten Besucher gestört werden.

Hardware / Software

Hardware:
- PowerMAC / PC mit Audio In/Out, 2-Videoausgängen, USB
- Speakers
- Mic (active)
- 2 Monitore / Screens / Videoprojektionsflächen (Beamers)
- 2 passende Videokabel (VGA oder S-Video, mind.4m!)
- Midi Interface
- Digitizer (ICubeX)
- Sensoren (2 Drucksensoren, 1 Schalter)
- 1 Relais
- Lampe
- 2 Sessel / Fauteuils, evt. kleiner Tisch

Software:
- QuicktimePlayer
- MaxMSP
- MidiSoftware
- Digitizer-Software

Kontext

Hochschule / Fachbereich

Fachhochschule Nordwestschweiz
Kunst und Gestaltung, Institut Hyperwerk

URL der Hochschule

» http://hyperwerk.ch [link 03]

Betreuer des Projekts

Prof. Max Spielmann

Kommentar des Betreuers

Die Arbeit "deep sleep" besticht durch seine einfache Anordnung. Zwei Projektionen eines schlafenden Ehepaars, zwei Sitze für die Benutzer, eine Nachttischlampe und ein verstecktes Mikrophon für die Schallmessung. Geräusche der Benutzer, die Verwendung der Lampe führten zur Interaktion mit den Schlafenden. Sie werden geweckt und empfinden die Benutzer als „Geister“, als Personen aus einem anderen medialen Raum – nicht sichtbar, aber spürbar. Ein hybrider Raum, zusammengesetzt aus dem Realraum und dem Videomedienraum entsteht auf einfache und überzeugende Weise. Das Zusammenspiel ist witzig und amüsant, lässt aber Raum für die Reflexion über Medien, über deren gemeinsame und getrennte Wahrnehmung.
Die Arbeit "deep sleep" überrascht durch die spielerischer Einfachheit, erlaubt aber gleichzeitig die Reflexion zur Fragen der Medialität und Interaktivität.

Seminar / Kurzbeschreibung

Entstanden ist der Vorläufer dieser Arbeit in einem zweiwöchigen Workshop bei Chris Hales. Es galt sich die Basis bestimmter Softwaretechnologien (Macromedia Director und MAX/MSP) anzueignen und einen Prototypen einer Installation zu entwickeln. Dabei war das Augenmerk auf Fragestellungen einer spielerischen und intuitiven Interaktion zu legen.

Zuordnung Forschungsbereich

Hier ergibt sich der Anschluss an den Forschungsbereich Biofeedback des Institutes – welche Interaktionsmöglichkeiten ergeben sich durch die direkte Erfassung von Körperdaten.

  • › digital sparks 2006 [link 04]
  • › deep_sleep_portfolio.pdf [PDF | 131 KB ] [link 05]
  • › deep_sleep movie MPEG-4 [8 MB ] [link 06]
  • ›  [JPEG | 38 KB ] [link 07]
  • ›  [JPEG | 44 KB ] [link 08]
  • ›  [JPEG | 43 KB ] [link 09]