Niklas Roy

Dokumat 500

Ein vollautomatischer Dokumentationsroboter

Nominiert für den
Digital Sparks Award 2006

Dokumat 500 mit Flightcase

Dokumat 500 mit Flightcase

Hochschule / Fachbereich

Universität der Künste Berlin
Gestaltung

URL der Hochschule

» http://www.udk-berlin.de/

Betreuer des Projekts

Karl-Heinz Jeron

Kommentar des Betreuers

Das stets reproduzierte Meta-Narrativ der Digitalisierung, demzufolge neue Techniken mit einer Ermächtigung des Individuums einhergehen, wird hier ad absurdum geführt.
Niklas Roys Arbeit Dokumat 500 greift von Prinzip „Auto-Edit“-Software auf und liefert dazu einen bissigen Kommentar. Mit solcher Software können Laien ihre Videos professionell schneiden – so sagen jedenfalls die vollmundigen Versprechungen der Hersteller. Der Schnitt von Amateurvideos folgt einem einfachen Prinzip: Die technisch nicht gelungenen Szenen und Einstellungen fliegen raus, die akzeptablen bleiben drin, die chronologische Reihenfolge bleibt sowieso gleich. Titel davor, Abspann dahinter, fertig ist das Urlaubsvideo. Wenn sich etwas so simpel systematisieren lässt, dann sollte man es doch auch automatisieren können. Findige Software-Hersteller haben das Problem bereits gelöst – zumindest behaupten sie es.

Mit seiner Arbeit Dokumat 500 gelingt Nikolas Roy ein perfides Täuschungsmanöver. Ein roboterartiges Stativ mit aufgesetzter Kamera bewegt sich selbständig im Raum und filmt in unregelmäßigen Zeitabständen das Geschehen. Der Betrachter unterstellt dem Vehikel intelligentes Verhalten, fühlt sich beobachtet und nach einiger Zeit von ihm verfolgt.

Es handelt sich dabei nicht um eine künstliche Intelligenz, sondern um ein mehr oder weniger einfaches sensorisches System, welches so programmiert ist, dass es nicht zu Kollisionen kommt. Spannend wird es bei der Betrachtung der Ergebnisse. Nach einer Stunde Aufnahmezeit werden die Videokassetten gewechselt und das zuvor Gefilmte kann gezeigt werden. Durch einen ausgeklügelten Einsatz von Zufall entsteht ein spannendes Experimentalvideo, das durch angenehm irritierende Abfolgen aus Schwenks und Kameraschnitten immer wieder neue überzeugende Dramaturgien liefert.

Seminar / Kurzbeschreibung

Ein wesentlicher Bereich der Lehre und Forschung im Seminar umfasst das kritische Hinterfragen der Produktions- und Interaktionsprinzipen allgemein in der Informationsgesellschaft und speziell in der Medienkunst.

Zuordnung Forschungsbereich

Das Seminar findet im Fachbereich für experimentelle Mediengestaltung am Institut für zeitbasierte Medien der Universität der Künste Berlin statt.