Kerstin von Locquenghien

TAGGED! Stolen things.

Installation

Nominiert für den
Digital Sparks Award 2006

An object being identified.

An object being identified.

Inhaltliche Beschreibung

TAGGED! Stolen things.
RFID (= Radiofrequenz Identifikation) ist eine sich momentan sehr schnell entwickelnde Technologie. Sie dringt immer weiter in den Alltag ein ohne jedoch, dass die Bevölkerung davon Kenntnis zu nehmen scheint. Währenddessen sind die Meinungen der Fachleute über RFID stark geteilt: einerseits hoch gelobt als Gewinn steigernde Innovation in der Industrie, andererseits verteufelt von Datenschützern und Bürgerrechtsaktivisten. Die Installation „TAGGED!“ soll die Aufmerksamkeit auf RFID als eine weitgehend unbekannte
Technologie lenken und als Anstoß für die Beteiligung an der öffentlichen Diskussion dienen. Dies ist von großer Bedeutung, da ein demokratisches System nicht allein auf Entscheidungen des Staates basiert, sondern ebenso auf der aktiven Teilnahme und Meinungsäußerung der Bevölkerung. So lange diese jedoch schlecht über ein Streitthema - in diesem Fall RFID - informiert ist und sich augenscheinlich auch wenig dafür zu interessieren scheint, besteht die Gefahr, dass die Zukunft dieser Technologie einseitig bestimmt werden wird, da die Bevölkerung ihre Verantwortung nicht wahrzunehmen scheint und ihren Einfluss offensichtlich unterschätzt.

Die Installation verfolgt einen narrativen Ansatz, der zunächst unterhalten soll und den Besuchern auf diese Weise eine wertfreie persönliche Erfahrung mit der Technologie vermitteln soll. Aufgebaut ist die Installation aus einem Regal und darin aufbewahrten, unauffällig „getaggten“, d.h. mit RFID-Chips präparierten, Alltagsgegenständen wie z.B. Bücher, Pflanzen, Kerzen, Kleider oder auch ein Teddybär. Stellt man eines der Objekte in das zentrale leere Fach des Regals, wird am Bildschirm darüber auf der Oberfläche einer fiktiven RFID Software namens „HOMEiDENT“ die zugehörige Information in Form von Collagen aus Bildern, Filmsequenzen, Tonaufnahmen und Musikausschnitten angezeigt. Die Gegenstände haben einen gemeinsamen Hintergrund: Sie wurden alle gestohlen und werden nun von ihrer Besitzerin stolz als „Trophäen“ in einer Art überdimensionalen Setzkasten präsentiert.

Jedes Objekt gibt Hinweise darauf, wie wo wann oder warum es gestohlen wurde. Beschäftigt man sich als Ausstellungsbesucher genauer mit den einzelnen Geschichten, können Rückschlüsse auf die Persönlichkeit der Diebin, ihr Umfeld, sowie auf ihre kriminelle Karriere gezogen werden.

Nicht zuletzt spielt die Arbeit stark mit Ironie, da RFID traditionell zur Diebstahlsicherung im Handel eingesetzt wird, während die Protagonistin der Erzählung sie zur Dokumentation und Kategorisierung ihres persönlichen Diebesguts „missbraucht“. Dies soll außerdem auf das noch weitgehend ungenutzte Potential zur privaten Nutzung von RFID hinweisen.


//ANHANG: Für mehr Informationen, u.a. zur Entwicklung der Diebstähle und der Geschichten der Objekte, sehen Sie sich bitte das vollständige Konzept an (angehängte PDF-Datei).

//ANHANG: Mehr Fotos und Eindrücke der Installation finden Sie online: http://www.bewegungsfrei.de/tagged/content/en/0302_pictures1_en.html