Jens Renner

Klang former

Multisensorische Mensch-Maschine-Schnittstellen

Nominee of the digital sparks award 2006

Klang former - Bieger

Klang former - Bieger

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Die Entwicklung von Mensch-Maschine Schnittstellen ist ein höchst interdiziplinärer Prozess, da hier Menschen und sich schnell verändernde Technologien direkt zusammentreffen.
Hier war mein Ansatz, auf theoretischer Ebene (Diplom-Theorie: „Analog Thrills – Nutzerbedürfnisse am Beispiel des Revivals analoger Synthesizer“) einen Zugang zu den Bedürfnissen von Musikern der elektronischen Musik zu bekommen und deren selbst definierte Bedürfnisse im Umgang mit Instrumenten zu ergründen. Der praktische Ansatz folgt einigen dieser Bedürfnisse, insbesondere denen der Manipulation von Klängen im physischen Raum sowie den Aspekten des performativen Charakters von Instrumenten.
Die Kombination von Designmodell und Prototyp bildet hierbei eine Entwicklungsstufe in inkrementellen Entwicklungsprozessen. Diese Entwurfsstufe ermöglicht die Feststellung des Innovationsgehalts von Entwicklungen gestalterisch, technologisch wie auch ergonomisch und ermöglicht die Reflexion weiterer Optionen des Gebrauchs in anderen Einsatzbereichen.
Die Klangformer ermöglichen die Einbindung haptischer Fertigkeiten in digitale Steuerungsprozesse. Die Interaktion umfasst die verschiedenen Ebenen taktiler und kinästhetischer Reize. Diese reichen von der Wahrnehmung von Druck und Oberflächenstruktur, Aggregatzustand und Temperatur hin zu räumlichen Wahrnehmung. Dies ist besonders in Bereichen von Vorteil, in denen die menschlichen sensorischen und motorischen Fähigkeiten eine höhere Präzision oder auch Virtuosität erreichen.
Beispielhaft wurde in diesem Projekt die Steuerung von Synthesizersoftware gewählt. Dies ermöglichte die Nutzung handhabbarer Soft- und Hardware (MaxMSP, Midi und OSC, Gluion Analog-Digital Interface) und somit eine für Designer angemessene Entwicklung von Funktionsmodellen. So ist es der Ansatz, über räumliche Aktion und Kraftrückkopplung die Klänge zu manipulieren. Bezug wird hierbei auch auf die Merkmale klassischer Musikinstrumente und der mit ihnen verbundenen Virtuosität genommen. Varianten werden zudem auch als tragbare Handobjekte entwickelt, wodurch ein erweitertes räumliches Agieren möglich ist. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt ist die Erweiterung der Wahrnehmungsebenen. Elektro-rheologische Flüssigkeiten (ERF) könnten Strukturen aus festen und weichen Zonen aufbauen und die Wahrnehmung in diesen Bereichen unterstützen. Über den Aggregatzustand sind auch Rückkopplungen über Schwingungen oder Wärme möglich.
Der Einsatz ist aber auch in anderen Bereichen möglich. Neue Anforderungen bedeuten eine Fortentwicklung im erweiterten Sinne und bedingen die Entwicklung von spezifischen Werkzeugen. Eine Art Baukasten von Wahrnehmungsebenen, Interaktionsformen und Rückkopplungen stellen den Entwicklungsrahmen. Beispielsweise kann das Navigieren im virtuellen Raum eine Nutzung sein, in welcher die bestehende Gestalt des Interfaces um eine Achse ergänzt wird und daher eine dreidimensionale Bewegung erreicht wird. Auch in der Medizintechnik (Minimal Invasive Chirurgie, Mikroskopie) würde die Steuerung kleinster räumlicher Aktionen durch den menschlichen Bewegungsapparat möglich, indem ein für Mediziner angemessener Aktionsradius und Grad an Rückkopplung eingeräumt wird.
Abschließend kann festgestellt werden, dass der Transfer zwischen digitalem und physischem Raum über die in dieser Arbeit beispielhafte Nutzung als Musikinterface hinaus sehr unterschiedliche Anforderungen und Profile aufweist. Somit stellt die Entwicklung weiterer Schnittstellen eine Fortentwicklungen des bestehenden „Klangformer-Interfaces“ dar.