Ralf Baecker


NOWHERE

Datenfräsmaschine


Installationsansicht [link 01]

Installationsansicht

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

"NOWHERE" ist eine sich in der Entstehung befindende Landschaft. Die Nutzer der Suchmaschine MetaGer erodieren mit ihren Suchbewegungen Flüsse, Schluchten und Täler. Suchanfragen, die nur für den Bruchteil einer Sekunde durch das Internet schießen und eine Response auf den Bildschirmen der Suchenden generieren, werden mit Hilfe einer dreidimensionalen Fräs-Apparatur in ein Material geschrieben. Der kontinuierliche Strom aus Suchanfragen gibt den Rhythmus der Maschine vor. Die Betrachter sind eingeladen, die sich langsam in den Raum schreibende Landschaft zu beobachten.

Videodokumentation
Gute Qualität:
http://www.no-surprises.de/nowhere/video/nowhere_hi.mp4

Niedrige Qualität:
http://www.no-surprises.de/nowhere/video/nowhere_low.mp4

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Ralf Baecker, Student, Kunsthochschule für Medien

MitarbeiterInnen

  • Martin Nawrath, Elektronik, KHM
  • Wolfgang Sander-Beuermann, MetaGer

Entstehung

Deutschland, 2005-2006

Partner / Sponsoren

MetaGer - die Suche über deutschsprachige Suchmaschinen

Eingabe des Beitrags

Ralf Baecker, 14.12.2005
ralf@no-surprises.de [link 02]

Kategorie

  • künstlerische Arbeit

Schlagworte

  • Themen:
    • Datenbank
  • Formate:
    • Installation
  • Technik:
    • Datenbank

Ergänzungen zur Schlagwortliste

  • Zeitrelief |
  • Perl

Inhalt

Inhaltliche Beschreibung

"NOWHERE" funktioniert wie eine Langzeitbelichtung in der Fotografie. Der Verschluss öffnet sich über einen Zeitraum von bis zu drei Wochen und aktualisiert ständig das entstehende Relief. Suchanfragen werden als Erosionen auf der Oberfläche der Landschaft interpretiert und steuern die Mechanisierung der FRÄSMASCHINE. Aktivität trägt Material ab, Inaktivität lässt es bestehen. gleichzeitig bestimmt die Auslastung der Suchmaschine die mechanische Arbeitsgeschwindigkeit der Maschine. Wenige Anfragen (z.B. in den Nachtstunden) bewegen den Fräskopf nur langsam, viele (z.B. nachmittags) lassen die Maschine schnell und hektisch arbeiten. Die entstehende Raum/Zeit-Skulptur verkörpert einen nicht existierenden Ort, der erst durch die suchenden sichtbar gemacht wird.

"NOWHERE #1" ist die erste entstandene Landschaft. Sie wurde im Zeitraum vom 29.12.05 bis zum 18.01.06 erzeugt.

Technik

Technische Beschreibung

"NOWHERE" ist direkt mit der Suchmaschine MetaGer verbunden. Die aktuellen Suchanfragen (Suchwörter und IP-Adressen) ihrer Nutzer werden an das Steuerprogramm der Maschine übertragen. Die empfangenen Daten werden auf drei verschiedene Weisen für die Erstellung der Landschaften genutzt:

1. Statistische Aufbereitung: Wie oft wurde nach einem Wort gesucht? Mit welchen anderen Wörtern steht es in Verbindung? Über welchen Weg kommt die Anfrage zur Suchmaschine (Traceroute)? Und wie oft kommen Anfragen über einen bestimmten Weg?

2. Generierung einer Erosion: Durch die sich ständig erweiternden statistischen Daten und die jeweils aktuellste Anfrage wird ein neuer Erosionsfluss errechnet: Aus den zuletzt gewonnenen Tracrouteinformationen wird vom Zentrum des Modells aus, durch einen auf einem L-System basierenden Algorithmus, ein Erosionsfluss generiert. Breite und Tiefe des Flusses werden durch die statistischen Daten bestimmt. Die Suchworte bilden die Quellzuflüsse. Jede Suchwortkombination bildet eindeutige Quellzuflüsse.

3. Übertragen des Erosionsflusses in das Material (PU Hartschaumplatte 76cm x 76cm x 10cm): Der neu generierte Erosionsfluss wird mit einer mikrocontrollergesteuerten 3d-fräs-Apparatur in das Material geschrieben. Die Kommunikation mit der Maschine wird über eine selbstenwickelte Kommandosprache realisiert (z.B. CC0,5,0 bewegt den Fräskopf auf der y-Achse um fünf Schritte). Jede Maschinenbewegung wird durch eine Suchanfrage ausgelöst. Die Auslastung der Suchmaschine bestimmt die Geschwindigkeit der Maschine. In den Nachtstunden arbeitet somit die Maschine langsamer als z.B. mittags.

Teil der Installation ist eine Projektion mit den ständig wechselnden Suchanfragen von MetaGer. Die Höhe der Maschine ist so gewählt, dass der Betrachter auf Augenhöhe den Prozess verfolgen kann. Gleichzeitig wird der Blick auf die Landschaft nur von der Seite gewährt. Unter dem Werkstück befindet sich ein Resonanzkörper aus Holz mit einem nach unten geöffneten Schallloch. Auftretende Maschinen- und Fräsgeräusche werden akustisch verstärkt.

Hardware / Software

Software:
Linux/Perl/PHP/MySQL

Hardware:
PC
Microcontroller
CNC-Maschine (Eigenbau)

Kontext

Hochschule / Fachbereich

Kunsthochschule für Medien
Audiovisuelle Medien

URL der Hochschule

» http://www.khm.de [link 03]

Betreuer des Projekts

Prof. Georg Trogemann

Kommentar des Betreuers

In "NOWHERE" generiert die Gemeinschaft der Suchenden durch ihre Anfragen an die Suchmaschine MetaGer eine kollaborative Skulptur. Die sonst flüchtigen und unsichtbaren Vorgänge des Suchens im Netz werden hier auf einer ca. 1 qm großen Fläche zusammengeführt um sich gemeinsam und dauerhaft in das Material einzuschreiben. Die Suchanfragen der Benutzer bestimmen als Steuerinformation nicht nur das Aussehen der sich langsam herausbildenden Landschaft, sie sind gleichzeitig die Antriebsenergie für die Maschine und die Dichte der Anfragen bestimmt deren Arbeitsrhythmus. Über einen Zeitraum von bis zu 3 Wochen entsteht auf diese Weise ein einzigartiges Relief.

Die komplette Apparatur wie auch die Programmierung wurden vollständig von Ralf Baecker entwickelt. Neben künstlerisch/ästhetischen Fragen waren eine Reihe komplizierter mathematischer, algorithmischer, programmiertechnischer und mechanischer Fragen zu lösen.

Seminar / Kurzbeschreibung

Expanded Arts (zusammen mit Valie Export)
Das Seminar bietet ein Diskussionsforum mit intensiver Auseinandersetzung über die aktuellen und in der Planung befindlichen künstlerischen Arbeiten der StudentInnen. Darüber hinaus werden historische Beispiele aus der Medienkunst und aktuelle theoretische Strömungen vorgestellt, die für medienorientierte künstlerische Projekte relevant sind. Intermediale Projekte auf der Basis von Video, Computer, Fotografie, Film und Sound werden unter eingehender Betrachtung individueller, gestalterischer Ansätze ausgearbeitet. Bei der Besprechung der Projekte steht das Selbstverständnis der studentischen Generation im Vordergrund. Dabei wird eine Selbstreflexion der Positionierung innerhalb eindeutig kodierter medialer Ausdrucksformen angeregt. Fragen zur gesellschaftlichen Relevanz künstlerischer Positionierung stehen im Zentrum von Recherchen, Experimenten und theoretischen Exkursen.

Zuordnung Forschungsbereich

Der Schnelllebigkeit der Medientechnik und den Zufallsbewegungen des Kunstbetriebs wird in der experimentellen Informatik eine Persistenz des Hinterfragens entgegengestellt. Es geht dabei nicht länger darum, die Pro- und Contra-Debatten um die Verwendung und Bedeutung von Technologien fortzuführen, sondern die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien als kulturelles Faktum zu begreifen und von hier ausgehend ihr Potential und die gesellschaftliche Relevanz auszuloten. Der Computer wird in diesem Prozess nicht als bloßes Werkzeug begriffen, sondern als materialisierte Projektion von Wesensmerkmalen des Menschen – als Spiegel unserer selbst – und Programme als implementierte Theorien und als Mittel des subjektiven, individuellen Ausdrucks. Hieraus folgen Arbeitsansätze, die sowohl die Denkmodelle der Informatik, ihrer Geschichte und aktuellen Ausprägung in der Kunst berücksichtigen, als auch künstlerisch praktische Erkundungsgänge ins Feld der Technologien, der Algorithmen und Interfaces ermöglichen.

  • › digital sparks 2006 [link 04]

» http://www.no-surprises.de/nowhere/ [link 05]

  • › Landschaft von oben (nach 8 Tagen Laufzeit) [JPEG | 217 KB ] [link 06]
  • › Landschaft von vorne (nach 8 Tagen Laufzeit) [JPEG | 369 KB ] [link 07]
  • › Maschine mit Landschaft (1) [JPEG | 333 KB ] [link 08]
  • › Maschine mit Landschaft (2) [JPEG | 289 KB ] [link 09]
  • › Maschine mit Betrachter [JPEG | 150 KB ] [link 10]
  • › Videodokumentation komplett (niedrige Auflösung) [MPEG4 Quicktime] [24 MB ] [link 11]
  • › Videodokumentation Ausschnitt (hohe Auflösung) [MPEG4 Quicktime] [28 MB ] [link 12]
  • › Landschaft mit Fräskopf [JPEG | 101 KB ] [link 13]
  • › Maschine und Landschaft [JPEG | 68 KB ] [link 14]
  • › Maschinen Ansicht [JPEG | 180 KB ] [link 15]
  • › Gestell Details [JPEG | 262 KB ] [link 16]
  • › Elektronik Details [JPEG | 328 KB ] [link 17]
  • › Mechanik Details [JPEG | 164 KB ] [link 18]