Marianne  Friedrich, Christine  Schulz-Voigt, Heidrun  Totzke

Der Zauberlehrling

Goethes Ballade als Stop-Motion-Film im Rahmen des Projektes: "Kinder machen Kunst mit Medien"

Bühnenbilder

Bühnenbilder

Inhaltliche Beschreibung

ARBEITSPROZESSE
Das Drehbuch
Die Ballade wird im Deutschunterricht gelesen und interpretiert. Um den Ablauf der Filmaufnahmen zu organisieren, entwickeln die SchülerInnen eine Regievorlage in Tabellenform. Dazu unterteilen sie den Balladentext in zwölf Abschnitte. In arbeitsteiliger Gruppenarbeit bestimmen sie zu jedem Abschnitt den Handlungsablauf und suchen passende Playmobil-Figuren und Bühnenbilder. Die Ergebnisse werden im Drehbuch zusammengefasst.

Bühnenbau
In Partnerarbeit bauen die SchülerInnen 12 Guckkastenbühnen aus Schuhkartons. Dazu bekommt jede Gruppe den Textabschnitt der zu bearbeitenden Szene mit der Aufgabe, einen passenden Innenraum im Schloss des Zauberers bzw. eine Landschaft am Fluss als Bühnenbild zu gestalten. Weiterhin findet die Auswahl der Playmobil-Figuren und der Bau beweglicher Besen, die in der Lage sind, Wassereimer zu tragen, statt.

Musikalische Bearbeitung und Tonaufnahmen
Den Text des Zauberlehrlings wandeln die SchülerInnen zu einem Sprechgesang (Rap) um, indem sie mit verschiedenen Instrumenten (Orff-Instrumentarium, Schlagzeug, Keyboard) einen sich wiederholenden Rhythmus vorgeben, in den andere den Balladentext einsprechen.
Die Aufnahme des Sprechgesangs erfolgt mit Hilfe des Camcorders. Um Nebengeräusche bei der Aufnahme zu vermeiden, wird auf den Einsatz eines externen Mikrofons verzichtet. Die Kinder sollten beim Sprechen sehr dicht am eingebauten Mikrofon der Kamera stehen, damit der Sprechgesang deutlich im Vordergrund zu hören ist, die Instrumentalmusik dagegen im Hintergrund bleibt. Geeignet ist hier auch der Einsatz eines Mini-Disc-Recorders. Die Bedienung des Camcorders erfolgt wechselweise durch die Kinder. Dazu weist der Lehrer als Startgruppe drei Schüler in die Bedienung ein, die dann als "Experten" ihr Wissen an die Folgegruppe weitergeben. Hierbei konzentriert sich die Arbeit am Camcorder allein auf die "ON- OFF"-Funktion, was den Einstieg in die Kameraarbeit erleichtert.

Dreharbeiten
Für den Stop-Motion-Film, bei dem die Playmobil-Figuren animiert werden, üben die Kinder üben im Umgang mit dem Camcorder: ¬ die Ausrichtung auf den Hintergrund
¬ die Einbeziehung der Lichtverhältnisse
¬ den Weißabgleich
¬ den Einsatz des Zooms und
¬ das Kurzzeitfilmen
Nach einer entsprechenden Einführung filmen je drei SchülerInnen an drei Kameras jeweils vier Szenen nach dem erarbeiteten Drehbuch. Dabei gehen sie innerhalb der Gruppe im Rotationsverfahren vor: Ein Schüler ist verantwortlich für das Einhalten der Regieanweisung, ein zweiter für das Verstellen der Figuren, ein dritter für das Filmen.
Die restlichen Kinder schreiben eine kurze Biografie von Goethe am PC, entwerfen Titelbilder oder animieren das Goetheportrait von Andy Warhol am Leuchttisch.

Filmschnitt
Die Filmbearbeitung verläuft in drei Arbeitsschritten:
1. Video- und Audioimport auf die Festplatte
2. Bearbeiten des Quellmaterials
3. Export des fertigen Films in ein geeignetes Format (MPEG).
Die SchülerInnen sind hauptsächlich in der Bearbeitungsphase beschäftigt: Sie entscheiden, ob Bild und Ton synchron sind, ob Frames ergänzt (verdoppelt) oder weggelassen werden müssen.
Das Exportieren des fertigen Films als MPEG-Datei und das Zusammenstellen aller Arbeitsergebnisse auf einer CD-ROM sollte von einem technikversierten Lehrer bzw. außerschulischen Mitarbeiter übernommen werden.

Titelbild mit Photoshop animieren
Alle SchülerInnen zeichnen ein Plakat nach ihren Vorstellungen. Das beliebteste wird als Titelbild für den Film ausgewählt, in Teile zerlegt, eingescannt und mit dem Fotobearbeitungsprogramm "Photoshop 6" animiert.
Animation des Goethe-Portraits von Andy Warhol
Die SchülerInnen pausen die Vorlage des Goethe-Portraits am Lichtkasten ab, verändern es in ca. fünf Bewegungsschritten (Augenzwinkern, Kussmund) oder gestalten es in Pop-Art. Anschließend scannen sie die Einzelzeichnungen am PC ein und animieren sie unter Anleitung mit dem Bildbearbeitungsprogramm "Photoshop 6".

DIDAKTIK
Der Trickfilm als didaktische Aufgabe
Die Herstellung eines Trickfilms vereint auf einfache Art technische, kreative, dramaturgische, organisatorische uns soziale Komponenten. Die Vorteile des hier gewählten Stop-Motion-Films sind im Vergleich zum Zeichentrick- oder Videofilm die Reduktion der Mittel und die Sparsamkeit des Aufwands. Das heißt, da die Perspektive eher statisch ist, konzentriert man sich auf die Bedienung des Camcorders, ohne gleich in die Kameraführung einzusteigen. Man benutzt fertige bewegliche Figuren (Playmobil), anstatt jede Bewegung einer Figur in vielen Bildern zu zeichnen (Zeichentrickfilm). Die Reduktion und damit Konzentration auf das Wesentliche verhilft Kindern in der Einstiegsphase zu ersten Erfolgserlebnissen beim Filmen.
Die filmische Fassung der Ballade erleichtert den SchülerInnen den Zugang zum klassischen Text. Das Ziel, einen Film zu produzieren, motiviert sie beim Auswendiglernen, insbesondere auch weil sie den Text modern vertonen.
Die Tatsache, dass an den meisten Schulen maximal zwei Camcorder zur Verfügung stehen, erschwert das Heranführen an Technik. Zwar arbeiten die SchülerInnen in Dreiergruppen, die konkrete Bedienung kann letztlich aber nur von einem Schüler übernommen werden. Ähnlich sieht es beim Filmschnitt aus. Es macht wenig Sinn, den Film an mehreren Computern zu bearbeiten. Hier ist das Rotationsprinzip die einzige Methode, um möglichst alle Kinder in die Technik einzuführen. Dies wird durch die Aufstellung eines Organisationsplans erleichtert. Zum Filmschnitt bietet sich auch die Verwendung eines Beamers vor der gesamten Klasse an. Diese Sozialform hat hier den Vorteil, dass die dramaturgische Gesamtkonzeption nach Absprache mit allen SchülerInnen noch einmal überprüft und entsprechend verändert werden kann. Eine weitere Entlastung wird dadurch erreicht, dass Kinder als Multiplikatoren eingesetzt werden, d.h. sie geben erworbenes Wissen an andere gezielt weiter.

Medien und Integration
Die Herstellung eines Trickfilms bietet die Chance, viele verschiedenartige Fähigkeiten und Interessen von SchülerInnen anzusprechen. Musische Talente kommen ebenso zum Einsatz wie technische, sprachliche und dramaturgische. Jedes Kind kann sich mit seinen Möglichkeiten und Interessen einbringen. Im Endprodukt sind Einzelarbeiten nicht zu unterscheiden, der Film ist ein Gemeinschaftsprodukt, das das Herausragen von individuellen Leistungen nicht oder nur selten zulässt.