Susanne  Eichner, Stefanie  Korte, Heidi  Wingert, …

Streitbilder

Eine handlungsorientierte Auseinandersetzung mit einem Bild von Jan Steen unter Einbeziehung digitaler Medien im Rahmen des Projektes: "Kinder machen Kunst mit Medien"

Das Gemälde schauspielerisch nachstellen

Das Gemälde schauspielerisch nachstellen

Inhaltliche Beschreibung

ARBEITSPROZESSE

Antizipation einer Streitsituation
Zwei Lehrer haben sich zu einem Sketch verabredet. Sie sitzen in der Mitte eines Stuhlkreises, spielen Karten und beginnen einen Streit, der in einem Standbild endet, das eine angedeutete Ohrfeige zeigt. Ein eingeweihter Schüler macht davon ein Digitalfoto. Während das Bild ausgedruckt wird, entsteht ein lebhaftes Unterrichtsgespräch zu Streiterfahrungen der Kinder. Hier bietet das Digitalfoto Vorteile gegenüber herkömmlicher Fotografie: es ist schnell verfügbar, seine Qualität kann sofort überprüft werden und eine wichtige Unterrichtsphase ist dokumentiert. Später wird das Foto noch digital bearbeitet und beschriftet.
An der Tafel werden mögliche Protagonisten für Streitszenen gesammelt: Streithähne, applaudierende Zuschauer, schadenfrohe Genießer, Beruhiger, etc.
Es folgt eine Gruppenarbeit mit folgendem Auftrag: Denkt euch Streitszenen aus und lasst diese in einem aussagekräftigen Standbild enden. Diese Standbilder werden wieder digital fotografiert [Technik] und im Klassenraum ausgestellt. Die Lehrer diskutieren mit den SchülerInnen über Unterschiede der drei Visualisierungsverfahren (Rollenspiele, Standbilder und Foto des Standbildes), um auf die Charakteristika und Einsatzmöglichkeiten des jeweiligen Mediums aufmerksam zu machen.
Betrachtung des Bildes von Jan Steen
Auf dem Gemälde des niederländischen Künstlers Jan Steen ist ein Streit abgebildet. Da das Bild sehr detailreich ist, bietet es sich an, das Bild wie bei einem Puzzle in Ausschnitten frei zu legen, um den Blick auf Details zu lenken und genaues Hinschauen anzuregen. Außerdem kann man damit aus der Bildbetrachtung ein spannendes Ratespiel machen: welche Geschichte soll hier erzählt werden? Die Fragmente verändern sich durch die unterschiedlichen Kontexte, was zu vielerlei Deutungen (z.B. der abgebildeten Gesichter) und verschiedenen Geschichten inspiriert. Dadurch entsteht ein angeregtes Unterrichtsgespräch. (ca. 30 Minuten).

Das Bild schauspielerisch nachstellen
Zunächst sollen die SchülerInnen versuchen, das gesamte Bild im Rollenspiel nachzustellen. Es zeigt sich, dass es kaum möglich ist, die Szene mit elf Darstellern so in Szene zu setzen, dass sie dem Original entspricht. Der Vergleich zwischen der Vorlage und der fotografierten Spielszene offenbart unzählige Ungenauigkeiten.
In einer weiteren Unterrichtsstunde versuchen die SchülerInnen dann, einzelne Bilddetails nachzustellen. Dabei gehen sie sehr genau vor. Sie bauen Requisiten fantasievoll nach, z. B. eine Forke aus einem Besenstil und zwei Pinseln. Blickrichtungen und Gesichtsausdrücke werden genau beobachtet und imitiert. Am Display der Digitalkamera können mehrere SchülerInnen gemeinsam die Bildwirkung überprüfen und entscheiden, wann "abgedrückt" wird. Das Nebeneinanderlegen von Vorlage und Foto dient als Qualitätskontrolle.

PRODUKTIONSANGEBOTE IM WOCHENPLAN
1. Der Lehrende stellt eine Bildbeschreibung als Lückentext mit der Freeware "Hot Potatoes" her. Diese Aufgabe liegt als Arbeitsblatt oder als » Online-Übung vor. Die SchülerInnen können wählen, ob sie lieber am PC oder mit einem Arbeitsblatt arbeiten wollen.

2. Ein DIN A 0 Poster des Bildes von Jan Steen, kostengünstig mit einem alten Schwarz-Weiß-Drucker für große Formate in einem Copyshop hergestellt, dient als Ausgangsprodukt für das Aufkleben von Sprech- und Denkblasen auf das Bild. Die SchülerInnen sind dadurch aufgefordert, die möglichen Haltungen der Personen auf dem Bild genau zu reflektieren und zu verbalisieren.

3. Diese Arbeit wird digital aufgegriffen. Eine Schülergruppe fügt Sprechblasen in ein Foto des Bildes am Rechner ein und färbt sie bunt ein. Diese Aufgabe kann mit der Bildbearbeitung PhotoImpact 4.2 gelöst werden oder mit den Autoformen in Word (Einfügen-Grafik-Autoformen). Dort steht eine Auswahl an Sprech- und Denkblasen zur Verfügung, die über Texte und Bilder gelegt werden können.

4. Umrisszeichnungen der Figur mit dem Messer sollen zum Weitermalen anregen.
Aufgabe: Erfinde eine neue Szene mit der Figur, die heute spielt. In einer weiteren angebotenen Umrisszeichnung hält die Figur kein Messer sondern einen Pinsel. Erfahrungsgemäß widmen sich allerdings die meisten Kinder der Figur mit dem Messer.
5. Das Bild von Steen hängt in der Gemäldegalerie in Berlin. Es bietet sich für die Kinder an, das Werk im Original anzuschauen. Daraus entsteht eine weitere Aufgabe: die SchülerInnen sollen im Internet den Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln von der Schule zur Gemäldegalerie auf der » Website der Berliner Verkehrsbetriebe recherchieren.
Eine weitere Rechercheaufgabe bezieht sich auf Jan Steen: seine Lebensdaten und weitere Informationen über den Künstler werden über Google zusammen getragen.

6. In der Tagespresse werden Zeitungsartikel zum Thema Streit gesammelt. SchülerInnen, die gerne längere Texte schreiben, erhalten den Anfang eines Zeitungsartikels als Schreibanlass: "Berlin: Bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung in einem Ausflugslokal am Wannsee..." Die Vorlage ist so formatiert, dass sie wie eine Zeitungsspalte aussieht.

EIN FOLGEPROJEKT
Video- und Fernsehproduktion
Da die Thematik "Streit" mit viel Elan von den SchülerInnen aufgegriffen wurde, entschieden sich die Lehrer zu einer Folgeeinheit mit dem außerschulischen Partner » Armin Hottmann, Projektkoordinator für Medienpädagogik in der Grundschule, zu einem Videoprojekt, das das Gelernte fortführte: Mit Hilfe der Videokamera sollten weitere Konfliktaspekte erarbeitet werden. Die Kinder der Klasse 6a entwarfen und produzierten in Gruppenarbeit fünf kurze Filme, die verschiedene Streitsituationen unterschiedlich umsetzten.
Die Ergebnisse wurden in einer Studioproduktion im Offenen Kanal Berlin präsentiert und anschließend ausgestrahlt.

Eine Fernsehsendung im Offenen Kanal Berlin
Die Kinder stellen im Studio des » Offenen Kanals die kurzen Filme selbst vor. Dabei erläutern sie auch den Hintergrund des Projekts, reflektieren die Entstehungsgeschichten der Videos und bekommen einen Einblick in die Produktion einer Fernsehsendung.
O-Töne der Kinder: "... eine ähnliche Situation erlebten wir auf dem Schulhof, ...wir haben einen Werbespot gedreht, weil wir gerne Werbung schauen".
Das Studiokonzept von » Mischka Franke sieht die Übernahme aller Produktionsaufgaben durch die Kinder selbst vor. Schließlich wird der Sendebeitrag im Offenen Kanal ausgestrahlt!