Günther  Pohl

Der Klassenklon

Ein Projekt mit neuen Medien in einer fünften Klasse im Rahmen des Projektes: "Kinder machen Kunst mit Medien"

Tim hat sich geklont

Tim hat sich geklont

Inhaltliche Beschreibung

RAHMENBEDINGUNGEN
Die Unterrichtseinheit wurde mit zehn Kindern einer 5. Klase erprobt. Größer sollte die Lerngruppe nicht sein. Es standen ein Klassenraum, ein Computerraum, drei Computer und ein Laptop zur Verfügung. Die Kinder arbeiten in Gruppen. Sie sitzen zu zweit am Computerarbeitsplatz oder fotografierten frei im Raum. Im Rahmen des KUBIM- Projektes (www.kubim.de) hatte die Schule einige digitale Kameras angeschafft.


VORBEREITUNG: WARUM GERADE KLONEN?

Fragestellungen zu Klonen mit Kindern:
Haben die Kinder überhaupt den nötigen Abstand zur eigenen Person, um sich selbst darzustellen?
Können sich daraus Möglichkeiten ergeben, die eigenen Verhaltensmuster zu durchbrechen, sei es nun durch spielerisches Rollentauschen oder durch das Einnehmen bestimmter Posen um sich visuell darzustellen?

Einstieg: Beispielfilm und Selbstreflektion:
Als Einstieg in unser Projekt soll nicht nur ein Lehrer-Schüler-Gespräch in Form einer Selbstreflektion mit dem Schwerpunkt Unterrichtsdisziplin stehen, sondern auch der Film über Herrn Liebscher gezeigt werden.
Dieser Film ist zwar nicht leicht verständlich, besonders was den ästhetischen und den künstlerischen Anspruch betrifft, andererseits hatten einige Schüler durch unser KUBIM-Projekt "Ich bin ich und immer unterwegs" bereits Erfahrung mit dem Klonen von Bildern.

DAS FOTOGRAFIEREN MIT DER DIGITALKAMERA
Nach den ganzen theoretischen Vorbetrachtungen brennen die Kinder geradezu darauf ihre Ideen zu verwirklichen bzw. Neues auszuprobieren. Voraussetzung dafür ist, dass die Kinder im Umgang mit der Digitalkamera geübt sind.

Fotografieren vor immergleichen Hintergrund:
Alle Kinder, dürfen sich ihren Hintergrund, vor dem sie fotografiert werden wollen, selbst auswählen. Wichtig ist, dass die anderen Kinder hinter der Kamera bleiben und dass keine Gegenstände dieses Hintergrundbildes verrückt werden. Hierbei ist es gar nicht so einfach die Kinder zu bändigen. Vor immer demselben Hintergrund fotografieren die Kinder dieselbe Person mehrmals in unterschiedlichen Positionen. Von jedem Kind werden beliebig viele Fotos gemacht.

Experimentelles Vorgehen:
Zuerst stellen die Kinder alltägliche Unterrichtssituationen nach, danach geht es dann aber recht schnell ins Ausprobieren von Posen, die im Unterricht normalerweise nicht üblich sind, über. (z.B. Sitzen auf Tischen). Z.B. nahm auf einmal in dieser Klasse ein Kind die Rolle eines Lehrers ein, ein Streit musste geschlichtet, oder einem gestürzten Schüler musste geholfen werden.

ABSCHLIEßENDE BETRACHTUNG
Dass man dem fotografischen Bild nicht trauen kann, ist längst allen Schülern bekannt. Sie haben zum Großteil schon selbständig Fotos am Computer manipuliert. Hier stellt sich den SchülerInnen eher die Frage nach der Identität. Zwar sehen die kleinen Ayses, Omars und Julians auf einem Bild gleich aus, aber dieselben scheinen es nicht zu sein. Das "Ich" ist stets ein anderes auf diesen Fotos und doch mögen sie alle "Ich sein". Wer weiß das schon? Die Rollen, die der Schulalltag den Schülern abverlangt, mit seinen Pflichten, Wünsche, Phantasien, Momente der Entspannung, der Konzentration und der Wut inszenieren unsere kleinen Künstler in einem Bild.
Alle Schüler waren in der Lage, ein ansprechendes Arbeitsergebnis vorzulegen. Es entstanden verblüffende Klonbilder, die geradezu die Frage provozieren: "Wie haben die das gemacht?" Im Laufe ihrer Tätigkeit stellten sich schnell Freude und Stolz auf ihr Produkt ein.

WEITERE ANWENDUNGEN
Klassen anderer Klassenstufen können innerhalb der Schule, auf dem Spielplatz oder auf dem Fußballfeld ähnliche Standardsituationen nachstellen. Ein Schüler kann sich beispielsweise als ganze Fußballmannschaft in Szene setzen, d.h. elf Fotos in Fußballstandardsituationen nachstellen und zu einem Endprodukt zusammenfassen. Die gleiche Idee ist auf dem Spielplatz denkbar, nach dem Motto: "Schaut mal, was ich alles kann!" Ein und dieselbe Person bevölkert einen ganzen Spielplatz, sie rutscht, klettert, rennt, buddelt etc.