Jürgen  Becker


GEMA

Symposium "DRM und Alternativen"


Jürgen Becker [link 01]

Jürgen Becker

Kurzdarstellung

Kurzbeschreibung

GEMA - Pauschalvergütungen vs. individuelle Lizenzierung per DRM

Jürgen Becker, Chefsyndikus und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der GEMA, behauptete, dass Komponisten eine eigene Sicht der Dinge haben – in diesem Fall seien Komponisten und Texter gemeint:
Es gäbe für sie drei Einnahmequellen 1.die Live-Performance, bei der sie eigene oder Songs anderer aufführen, 2. Rundfunksendungen, 3. Tonträgerlizenzen (das so genannte mechanische Recht).
Der einzelne Komponist sei nicht in der Lage, überall, wo Musik aufgeführt würde (Ladenpassage, Peep Show, Konzert), zu kontrollieren und zu kassieren, auch nicht, jedem eine Lizenz zu erteilen, der Tonträger produzieren wollte. Daher gibt es die GEMA.
Die Einnahmequellen dritteln sich ungefähr: ein großer Batzen kommt aus Live-Aufführungen, auch aus der Wiedergabe von Musik in Discos oder Flughäfen. Dazu kommen Hunderte von Radio- und TV-Sendern, außerdem Tonträger. Tonträger waren und sind eine sehr große Einnahmequelle. Der Rückgang auf dem Markt ist gewaltig, aber bisher „nur“ 25-30 Prozent, ausgehend von einem sehr hohem Level. Darauf wollen Komponisten nicht verzichten.
Mit dem Einzug des digitale Zeitalter in die Welt, kam erstmal viel Geld (dadurch, dass LPs mit CDs ersetzt wurden) und die Komponisten konnten ihre Einnahmen deutlich steigern. Es geht hier um das geistige Eigentum, das verwertet wird, und an dem die Künstler partizipieren. Es gibt etwa 65.000 GEMA-Mitglieder – von den Zillertaler Schürzenjägern über die Toten Hosen bis Dieter Bohlen. Britney Spears z.B. spielt in dieser Diskussion keine Rolle, weil sie nie etwas komponiert hat.
Dieses System bricht nun zusammen. Und die Frage stellt sich, ob die Bereiche der GEMA nicht verschleudert werden.

KünstlerInnen / AutorInnen

  • Jürgen  Becker, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes und Chefsyndikus, GEMA

Termin

  • 30. Januar 2004-31. Januar 2004

Veranstalter

Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik der Humboldt-Universität zu Berlin

Veranstaltungsort

Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland

Partner / Sponsoren

In Zusammenarbeit mit dem Stiftungs-Verbundkolleg der Alcatel SEL Stiftung

Eingabe des Beitrags

, 11.11.2004

Kategorie

  • Symposium

Schlagworte

  • Themen:
    • Copyright

Ergänzungen zur Schlagwortliste

  • Urheber- und Datenschutzrecht |
  • Digital Rights Management |
  • Unterhaltungsindustrie

Inhalt

Inhaltliche Beschreibung

Dass sich jemand mit der Klampfe auf den Platz gestellt und ein Lied gespielt hat, daraus wird kein Künstler, auch nicht durch einen Live-Stream, sondern weil ein A&R-Mensch (Artists and Repertoire – Bezeichnung für die „Künstlerentwickler“ Plattenfirmen) in einer dunklen Spelunke rumgekrochen ist und ihn entdeckt hat. Der wird dann durch unglaublich viel Geld bekannt gemacht, das in Produktion und Radio-Bemusterung fließt.
Wird das weiter so sein? Es ist ein kurzfristiges Geschäft, irgendwann ist auch Britney Spears durchgenudelt.
Dass es der Musikindustrie schlecht geht, sieht man daran, dass die Phonografische Industrie den GEMA-Beitrag um die Hälfte kürzen will. Es muss den Leuten schon unendlich schlecht gehen, wenn sie ihre Probleme auf dem Rücken derer austragen wollen, auf die sie angewiesen sind.
Das Online-Geschäft werde in kurzer Zeit ein Zusatzgeschäft, habe ich vor fünf Jahren geglaubt, das ist aber nicht eingetreten. Ob es eintreten wird, daran habe ich meine Zweifel. Es könnte sein, dass eine Kulturgattung langsam austrocknet. Ich bin guten Mutes, dass es sich wieder einrenkt, wir wissen aber nicht, wie.
DRM ist die große Hoffnung für die Komponisten – das will ich erneut unterstreichen. DRM findet aber nicht statt. Nicht, weil es die Techniken nicht gibt. Aber iTunes – der große Erfolg, der überall beschrieben wird – hat 30 Millionen Stücke verkauft. Das ist gar nichts, aber inzwischen ist man ja bescheiden. In Europa hat OD2 im letzten Jahr 3 Millionen Songs verkauft, 2002 waren es 200.000. Phonoline war angekündigt für die Popkomm 2003, es ist immer noch nicht fertig. Jetzt ist es für die Cebit angekündigt; Sony will ebenfalls einen eigenen Dienst anbieten im ersten Quartal. Was die Zahlen angeht, findet DRM im Bereich der Musik nicht statt. Das ist sehr ernüchternd: das Geschäft bricht weg, auf der anderen Seite gibt es nur Gerede.
Ich muss mich korrigieren: Wenn wir das, was auf dem Handy stattfindet, als DRM bezeichnen können – und der Meinung bin ich –, dann ist das der einzige Hoffnungsträger. Auf dem Handy ist es ein sicheres DRM – es geht wohl noch nicht so einfach, dass man die Töne kostenlos runter lädt. Bei Klingeltönen tut sich viel – das Geschäft liegt im zweistelligen Euromillionen-Bereich. Die Content-Leute schauen daher weniger auf Downloads, alle schauen auf „Mobile meets media“.
Komponisten haben wenig Verständnis dafür, dass alles frei (kostenlos?) zur Verfügung stehen soll. Wir begrüßen DRM, finden es wunderbar, wenn die Technik das ermöglicht. Komponisten glauben, dass sie auf diese Art wieder Herren ihres geistigen Eigentums werden – sie können sagen: Ich will lizenzieren, oder ich will es nicht. Und als Komponist will man immer, wenn man dafür bezahlt wird.
DRM-Systeme müssen sicher, kompatibel, kostengünstig sein. Als GEMA sind wir mit jedem im Gespräch, der in Deutschland auf dem Gebiet tätig ist.
Künstler können ja nicht selber Bezahlsysteme einführen usw., um selber Geschäfte zu machen – das liegt im Bereich der Fantasie.
Der Gesetzgeber hat keinen Unterschied gemacht zwischen analoger und privater Vervielfältigung. Die Schutzmechanismen können nur funktionieren, wenn sie sehr drakonisch sind, aber selbst dann lassen sie sich umgehen.
Es gibt eine Studie der Britischen Regierung, deren Ergebnis war: you cannot compete with free.
Im Zweiten Korb wird von der Industrie gefordert (Film-, Musik-), private Vervielfältigung zu verbieten, aber wenn ich das nicht kontrollieren kann, hat es wenig Sinn, Gesetze aufzustellen, an die sich niemand hält.
Es ist in der Tat kafkaesk – alle (die Telekom etc.) sind inzwischen Rechteinhaber, haben also ein Interesse daran, dass kontrolliert wird. Dass dadurch eine Überregulierung zustande kommt, ist nicht verwunderlich. Wir haben im Justizministerium gesagt: Lasst die Finger von neuen Gesetzen. Man kann das alles doch nicht kontrollieren – es muss der Markt erweisen.
Man kann auch nicht argumentieren, dass man die Pauschalvergütung abschaffen kann, wenn sich alles kontrollieren lässt. Inzwischen sagt die Industrie: Wenn’s nicht zuviel ist (Pauschale), kann man drüber reden. Und die Hardware-Industrie wendet sich gegen Tonträgerindustrie, die private Vervielfältigung verbieten will, weil sie dann die Geräte nicht mehr verkaufen kann.
Es geht schließlich nur um eine angemessene Vergütung (das, was frei kopiert werden kann, kann man nicht vergüten).
Fazit: wir werden DRM haben, daran geht kein Weg vorbei. Die Technik lässt sich nicht aufhalten. Wir haben auch nicht die Hoffnung, dass man private Vervielfältigung verhindern / kontrollieren kann. Daher wird es auch weiterhin eine Vergütung für private Vervielfältigung geben, über deren Höhe man reden kann.

  • › Digital Rights Management und Alternativen [link 02]

» http://waste.informa…rlin.de/Grassmuck/drm [link 03]

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