Thomas Hoffmann, Oliver  Lüth, Dr. Bettina Jansen-Schulz

Schwimmen lernen im Netz

Neue Medien als Zugang zu Schrift und (Schul-) Kultur

digitale Gestaltung eines Mädchens aus Klasse 3

digitale Gestaltung eines Mädchens aus Klasse 3

Inhaltliche Beschreibung

Schülerinnen und Schüler sind umgeben von einem Netz neuer Medien, vom Videotape bis zur CD-ROM, die wiederum für sich genommen Netzwerke von Informationen darstellen: Das Netz kann als Sinnbild für kulturelle Erfahrungen stehen, die durch den Einfluss neuer Medien eine spezifisch neue Qualität erhalten haben. Die Beobachtung, dass viele Kinder in ihrer Freizeit neue Medien (vor allem zum Spielen) mit wachsender Häufigkeit und Selbstverständlichkeit nutzen, stellt für die Schule eine Herausforderung dar. Es stellt sich die Frage, auf welche Weise die hohe Motivation der Kinder und ihre Kompetenz in Bezug auf den Umgang mit den neuen Medien für ihre Teilhabe an der (Schul-) Kultur nutzbar gemacht werden können. Auch Grundschulkinder sind längst „im Netz“, es geht darum, dass sie die Kompetenzen erwerben, es für ihre Zwecke nutzen zu können – „schwimmen zu lernen“ im Netz.

Ziele des Projektes "Schwimmen lernen im Netz"

Ziel des BLK-Projekts Schwimmen lernen im Netz – Neue Medien als Zugang zu Schrift und (Schul-) Kultur ist es, Unterrichtskonzepte und Lernarrangements zu entwickeln und zu erproben, um alte und neue Medien und die Vorerfahrungen der Schülerinnen und Schüler mit ihnen produktiv zu nutzen, d.h.

• die Erfahrungen der Jungen und Mädchen stärker in den Lernarrangements zum Tragen kommen zu lassen (bei Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Unterschiede von Mädchen und Jungen im Umgang mit den neuen Medien)
• Kompetenzen der Kinder im
Umgang mit den neuen Medien zu nutzen und zu entfalten und zugleich eine Bewegung hin zum grundlegenderen Zeichen- und Symbolsystem zu initiieren: zur Schrift.

• kompensatorisch tätig zu werden für jene Kinder, die der
Nutzung neuer Medien noch fremd gegenüberstehen

• Verknüpfungen im virtuellen Raum zu nutzen und herzustellen, um sie auf das soziale und kulturelle Leben und Erleben in der Schule zu übertragen

• die jeweils vernachlässigten Teile sinnlich-ästhetischer Erfahrung in die Konzepte einzubeziehen

Neue Erfahrungen und Handlungsmöglichkeiten
Die Faszination der neuen Medien für Kinder soll für schulische Inhalte nutzbar gemacht werden, damit die Schülerinnen und Schüler ihre Kompetenzen erweitern und vertiefen können – sowohl im Umgang mit den Medien als auch in Bezug auf die mit den Medien vernetzten und in ihnen enthaltenen Kultursysteme Bildende Kunst und Schrift. Der Einsatz neuer Medien im Unterricht zielt auf die Eröffnung neuer Erfahrungen und Handlungsmöglichkeiten, auf spezifisch neue Qualitäten der Zugangsweisen zu Schrift und Kultur sowie auf die Verknüpfung der Bereiche Bildende Kunst und Literatur, die durch die neuen Medien erst möglich werden. Im Vergleich dazu werden die unmittelbar sinnlichen Zugänge zu den Künsten gewählt und mit den medialen verglichen. Die Qualitäten der neuen Medien sollen im Hinblick auf die Eröffnung neuer Lernchancen sowie der möglichen Etablierung neuer Lehr- und Lernformen als Teil der Schulkultur im Bereich der Grundschule untersucht und kritisch bewertet werden.

Was können alte, was neue Medien?

Immer geht es also um die Ermöglichung von Handlungs-, Erfahrungs- und Gestaltungsspielräumen, zum einen mit den Mitteln der alten, zum anderen mit den Mitteln der neuen Medien. Die Gegenstände, die mit diesen bearbeitet werden, entstammen ebenfalls aus den alten und aus den neuen Medien. Es geht um eine Klärung, welchen spezifischen Beitrag die jeweiligen Bearbeitungen in Bezug auf kognitive und ästhetische Lernprozesse leisten können. Dabei geht es durchaus um eine kritische Betrachtung: Was leisten die alten Medien und was können die neuen leisten? Welche Verfahren sind unter welchen Bedingungen beim Einsatz von Computern und bei der Arbeit mit den alten Medien lernförderlich bzw. bildungsrelevant? Das „Schwimmen lernen im Netz“ bedarf der Vermittlung - um die Chancen und Grenzen neuer Medien im Vergleich und in Ergänzung zu den alten Medien erfahren zu können. Besonderes Anliegen des Projekts ist die In-Bezug-Setzung alter und neuer Medien i.S. eines tieferen Verständnisses alter Medien. Dabei steht das Ergebnis nicht fest. Es geht um eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien: Sie sollen insbesondere untersucht werden auf ihren potenziellen Beitrag zur kulturellen Praxis der Schülerinnen und Schüler.