Stephan Huber

Eine Welt der Wahrheiten

3D-Dokumentations-Environment zum Thema Rechtsextremismus

Die Diskursmachine

Die Diskursmachine

Inhaltliche Beschreibung

Diese Arbeit beschäftigt sich mit einem breiten gesellschaftlichen Phänomen, dem »Rechtsextremismus« und dessen Vorstufen. Ich bin kein Wissenschaftler, meine Arbeit verstehe ich als Annäherung an das Thema, quasia als Recherche-Ergebniss.

In der Auseinandersetzung mit dem Thema wurde relativ schnell klar, dass es kein fest umrissenes Themengebiet ist, ganz im Gegenteil, im gewissen Sinne ist es möglich anhand des Rechtsextremismus unsere Welt zu erklären. Überall gibt es Anknüpfungspunkte, Teile mäandern Richtung Psychologie, andere Richtung Soziologie, Wirtschaft.

Das führte dann schnell zur verwendeten Metapher des »Wollknäuels«. Man diskutiert, spricht, erzählt, lebt immer um ein Zentrum herum, ohne dieses Zentrum in der Mitte des Knäuels genau definieren zu können. Im Gegenteil: je mehr man darüber spricht und forscht, desto weiter entfernt man sich vom Zentrum.

Werden wir konkret: Um mich dem Thema zu nähern, habe ich Interviews mit Freunden gemacht, und sie zum Beispiel gefragt, ob sie Vorurteile hätten und warum.

Diese Interviews und aus mir wichtig erscheinenden Büchern Vorgelesenes habe ich dann mittels Stichwörtern kontextabhängig vernetzt.

Die Interviews wurden in ihre Fragen geteilt, der Inhalt jeder Frage wurde transkribiert und ergibt eine lange Textzeile. Diese Textzeile wurde um eine unsichtbare Kugel gewickelt. Das wurde mit allen Interview-Bestandteilen und restlichen Materialen gemacht und ergibt ein Knäuel sich windender Textfragmente.

Der Nutzer bekommt anfangs einen Einstieg in diese Diskurs-Welt. Je nach Kontext werden durch die eingearbeitete Vernetzung der Inhalte passende zum laufenden Kontext angeboten, der Nutzer kann sich nun entscheiden, ob er dem gerade laufendem Text weiterlauscht, oder auf einen anderen Textstrang bildet. So kann sich der Nutzer durch die Welt der Wahrheiten navigieren.

Für den aktuellen Textstrang werden zusätzlich alle Link-Verbindungen als Spline-Bögen mitangezeigt, sie ermöglicht die Erfassung der Komplexität zumindestens ansatzweise.

Das Video des Interviews wird synchron zum sich fortlaufenden Text auf eine das Wollknäuel umgebene Hülle projiziert. Diese Hülle konstituiert sich aus der aktuellen Spielsituation, denn jeder Punkt der Hülle ist gekoppelt mit einer Linkposition auf den gewickelten Textstrahlen. Bewegt sich der Textstrahl, so bewegen sich seine Linkpositionen, und somit die Punkte der Hülle. Durch diese vielen langsamen / schnellen / gegenläufigen Bewegungen wird das Videobild verzerrt. Die Hülle verfügt noch über einen eigenen Herzschlag, der in periodischen Abständen versucht, das Bild wieder zu regenerieren.

Im unteren Bildbereich findet sich die Navigation. Neben einer History und einer einfachen Playback-Kontrolle finden sich hier Reglermöglichkeiten für die Kamera-Position und die Rotation der Kugel.

Das Bild der Welt der Diskurs-Maschine wird mit einem oder mehreren Beamern an eine Wand projiziert, (die Wand sollte komplett ausgefüllt sein), über einen Distanz-Sensor ermittelt der Computer die Distanz zum nächstgelegenen Besucher und ermittelt daraus den Zoomfaktor für die Welt. Wenn sich der Besucher zur Wand hinbewegt, nähert sich die Welt der Wahrheiten auch ihm, der Besucher »durchdringt« die Hülle, und aus den einzelnen Fäden schälen sich die ersten Textfragmente.

Über eine kleine Fernbedienung, die flexibel von der Decke hängt oder anderweitig zur Verfügung steht, kann der Besucher die angebotenen Links anspringen und so durch die einzelnen Textstränge navigieren. Falls dies nicht geschieht, so sucht sich die Diskurs-Maschine ihren eigenen Weg durch das Textlabyrinth und verfolgt zufällig Links.