Joachim Blank, Karl-Heinz Jeron, Thomas Kaulmann

Internationale Stadt

Die ideale Stadt im Internet

Internationale Stadt

Internationale Stadt

Inhaltliche Beschreibung

Stadtplanung
Sozialer Organismus
Die Internationale Stadt wird mit der Hilfe von selbstorganisierenden Strukturen realisiert. Planungs- und Entwurfsprozesse konzentrieren sich auf die Organisationsform der Stadt. Visualisierungskomponenten sind nicht simulativ, sondern funktionales Navigationselement der Stadt. Als Vorbilder dienen biologische Systeme, die sich aus sich selbst erneuern und keiner zentralen Instanz unterliegen. Basis ist dabei die derzeitige soziokulturelle Struktur des Internets, auf die die Internationale Stadt aufsetzt. Die BetreiberInnen der Internationalen Stadt initiieren Steuerungsfunktionen, die die Organisationsform der Stadt beeinflussen. Das heißt, es werden lediglich Strukturen zur Selbstplanung implementiert. Die EinwohnerInnen sind nicht Konsumenten, sondern sie steuern als aktiv Beteiligte das soziale Gesamtsystem (siehe Abbildungen: Ansteigender Vernetzungsgrad der EinwohnerInnen der Internationalen Stadt). Die Internationale Stadt wird sich durch alle EinwohnerInnen, allein durch die Tatsache, dass sie EinwohnerInnen sind, verändern. Selbstbestimmte Aktivitäten der EinwohnerInnen wirken auf die "Atmosphäre" der Stadt. Auch das Nichthandeln wird das Gesamtverhalten der Stadt beeinflussen.

Bewohner
Bewohner der Stadt können Menschen (auch Gruppen und Organisationen), Automaten und Informationsobjekte (Daten: Texte, Bilder, Livesources usw.) sein. Jeder Bewohner wird in der Stadt visuell repräsentiert. Die Gesamtmenge aller Bewohner repräsentiert die Stadt.

Die EinwohnerInnen
Die EinwohnerInnen bestimmen das Bild der Stadt. Dabei ist es unerheblich, von wo sie den WWW-Server der Internationalen Stadt aufrufen. Das bedeutet, dass der (reale) Wohnort nicht Berlin sein muss. EinwohnerInnen der Internationalen Stadt können alle werden, die am Stadtleben der Internationalen Stadt teilhaben wollen, egal wo sie leben. Die einzige Voraussetzung ist, daß sie einen WWW-Zugang zu einem x-beliebigen Internetknoten haben.

Der Bereich der EinwohnerInnen
Ihnen stehen innerhalb der Internationalen Stadt öffentliche, semiöffentliche und private Bereiche zur Verfügung. Das heißt, sie bestimmen selber, welche Information der Öffentlichkeit zugänglich sein soll und welche nicht. Um diesen Bereich zu öffnen, müssen sie sich mit ihrer Userkennung einloggen.

Privat
Der klassische, private Bereich ist die Mailbox. Durch die Integration des e-mail Services ins World Wide Web, können die NutzerInnen ihre private Korrespondenz erledigen, ohne die Oberfläche der Internationalen Stadt zu verlassen. Die private Post kann orts- und clientunabhängig von den NutzerInnen bearbeitet werden. Auch der Aufbau von Seiten kann unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschehen. Das Anlegen von Tagebüchern und sonstigen persönlichen Informationen im World Wide Web wird dadurch ermöglicht.

Semi-öffentlich - die Bildung von Gruppen
Soziale Vernetzung zwischen den EinwohnerInnen der Internationalen Stadt ist eine der wesentlichen Intentionen des Systems. Gruppenfunktionen fördern die Realisierung gemeinsamer Projekte. Eine Gruppe wird eröffnet, wenn EinwohnerInnen andere EinwohnerInnen zur Bildung einer Gruppe einladen. Dies geschieht durch einen Eintrag der entsprechenden Usernamen. Nur die bestimmten EinwohnerInnen haben dann Zugang auf den WWW-Bereich der Gruppe. Damit wird es EinwohnerInnen ermöglicht, zeit- und ortsunabhängig voneinander an den gleichen Seiten zu arbeiten. Auch hier wird zwischen öffentlich und privat unterschieden. Die Gruppe bestimmt selber, ob die gemeinsam entwickelten Seiten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden oder nicht.

Öffentlichkeit
Von den NutzerInnen entwickelte WWW-Seiten sind für die Netzöffentlichkeit einsehbar.

Kommunikation
Kommunikation wird überhaupt erst durch vollständig bidirektionale Interaktion möglich. Die Internationale Stadt versteht sich als Modell, bei der kommunikatives Handeln aller EinwohnerInnen im Gesamtkontext zur sozialen Umgebung steht. Neben den Informationsangeboten der BetreiberInnen werden neue Informationsressourcen durch Kommunikation der NutzerInnen generiert. Jeder Themenbereich kann kommentiert oder diskutiert werden. Information in der Internationalen Stadt kann damit direkt durch Kommunikation zwischen den EinwohnerInnen hinterfragt oder debattiert werden. Insbesondere die Echtzeitkommunikation, wie man sie vom Internet Relay Chat (IRC) kennt, wird nach und nach an verschiedenen Punkten in die Oberfläche der Internationalen Stadt integriert. Dadurch sind Echtzeittreffen in der Stadt möglich. Die Integration des IRC in das WWW ist bereits realisiert.

Verweise
Neben den klassischen Informationsangeboten der Internationalen Stadt, können die EinwohnerInnen eigene ”Hotlists” bzw. ”Bookmarks” gegenüber der Netzöffentlichkeit transparent machen. Die Hotlists können dabei vorhandenen Rubriken (z.B. Kultur) zugeordnet werden. Dabei bestimmen die EinwohnerInnen selber, ob ein Link öffentlich zugänglich oder privat sein soll. In beiden Fällen entstehen client-und damit ortsunabhängige Hotlists. Die EinwohnerInnen können, neben der Entwicklung von eigenen WWW-Seiten, persönliche Interessen und Neigungen kund tun. Durch die Hotlists der Internationalen Stadt profitiert die ganze Netzgemeinschaft. Es entwickelt sich ein Suchsystem, daß durch die Aktivitäten der EinwohnerInnen im Internet, generiert wird. Jede Person profitiert durch die Rechercheaktivitäten der anderen EinwohnerInnen.

Navigation
Die Sichtweise auf die Stadt ist mehrdimensional. Ein Übersichtsplan umfasst die Zusammenfassung aller lokalen Standpunkte, d.h. das Verhalten des gesamten Systems ist auf einen Blick sichtbar. Komplexe Verbindungen zwischen überlappenden Themenbereichen werden dadurch transparent. Durch das Anwählen lokaler Standpunkte werden "weite Wege" abgekürzt. Man erreicht direkt den ausgewählten Themenbereich.

Zentrum
Im Gegensatz zur realen Stadt ist das Zentrum der Internationalen Stadt das Aktivitätsmuster, das ihre EinwohnerInnen initiieren. Repräsentative Bauten im Zentrum der realen Städte werden durch Inhalte ersetzt. Die Inhalte ergeben sich aus der Interaktion der EinwohnerInnen.

Lokal und global
In der realen Welt existierende, topologische Bezugspunkte werden in die ortlose Netzwelt übersetzt. Wesentlich ist daher der Kontext einer Information, aus der sie stammt; auf welchem Rechner sie sich befindet, ist nicht wichtig. Wichtig ist die Information über die Information. D.h. man erfährt lediglich, dass es sie gibt und wo sie im Netz zu finden ist. Das dezentrale Netz ist global, die Informationsressourcen stammen jedoch immer von Menschen, die entweder topologischen Punkten wie Städten oder Forschungsinstitutionen, deren Kommunikationsinhalte ortsunabhängig sind, zugordnet werden können. In naher Zukunft existieren an verschiedenen Orten Internationale Städte, die ihren lokalen realweltlichen Bezug, also ihr soziokulturelles Umfeld berücksichtigen und damit lokalbezogene Information bereitstellen, sowie im Wechselverhältnis mit anderen digitalen oder internationalen Städten einen globalen Austausch an Information und Kommunikation anstreben. Lokale Information wird damit auch global verfügbar gemacht.

Lokale Information
Ein Schwerpunkt des Informationsangebots der Internationalen Stadt ist die Bereitstellung regionspezifischer Daten in den Bereichen
a. Kunst, Medien, Musik
b. Soziales
c. Politisches
d. Umwelt
e. Markt