Anja Kempe

Loser Raum

Loser Raum: Am Rande der Balance

Loser Raum: Am Rande der Balance

Dateien

Technische Beschreibung

Für die Installation „Loser Raum“ müssen im Vorfeld drei Wände eines geeigneten Raumes abfotografiert werden. Ferner werden unter der Decke des Raumes drei Beamer so befestigt, dass mit Weitwinkelobjektiven jede Wand vollständig ausgeleuchtet wird. Jeweils ein Laptop generiert die Bildprojektion für einen Beamer. Das projizierte Bild des Raumes deckt sich mit dem realen Raum, solange kein Betrachter das Gleichgewicht stört.
Für die Interaktion ist in der Mitte des Raumes eine 4m x 4m große Wägeplattform als begehbarer Fußboden installiert (technische Daten s.u.). Vier präzise Wägezellen messen die Gewichtsverteilung von Personen auf der Plattform. Nach einfachen Regeln lässt sich daraus der Schwerpunkt der Gesamtmasse berechnen. Diese Gewichtskraft wirkt am Ort des Schwerpunkts auf die Simulation einer physikalischen zweidimensionalen Wippe, deren Aufhängungspunkt in der Mitte des Raumes liegt. Bedingt durch die äußere Kraft, neigt sich die Wippe. Die Auslenkung aus der Ruhelage wird von zwei unabhängigen Winkeln beschrieben. Korrespondierend zu der Auslenkung werden die Wandprojektionen aus ihrer Nullposition ausgeschwenkt – der gesamte virtuelle Raum ist in Bewegung. Lineare Rückstellkräfte sorgen dafür, dass die Wippensimulation (und der fest damit verknüpfte virtuelle Raum) langsam in ihre Ausgangposition zurück schwingt (Relaxation). Trägheit der Wippe und die Viskosität ihrer Umgebung legen die Dynamik der Bewegung anhand weniger Parameter fest.

Wägeplattform:

» Holzkonstruktion, Eisen verstärkte Ecken
» 4 Scher-Wägezellen
» lineare Signalverstärkung
» max. Belastung: 4000 kg
» Genauigkeit: +-2kg

Das Projekt „Loser Raum“ ist ein Beispiel für eine verteilte Computeranwendung im künstlerischen Kontext. Für jede Wandprojektion wird ein eigener Rechner und ein Beamer eingesetzt. Die vorproduzierte Wandfotografie ist als zweidimensionales Objekt in eine Java3D Umgebung eingebettet und kann über zwei Winkel gedreht und gekippt, bzw. dreidimensional transformiert (verschoben) werden (Java-Applikation „BalanceRoomDisplay“). An einen der Rechner ist die Wägeplattform angeschlossen. Auf diesem Gerät wird zusätzlich die physikalische Bewegung einer zweidimensionalen Wippe in einem viskosen Medium simuliert („BalanceRoomServer“). Über das angeschlossene Netzwerk (Ethernet) werden die Simulationsparameter (Neigungszustand der Wippe) an die Display-Applikationen gesendet, und es entsteht der Eindruck eines zusammenhängend animierten Raumes („low cost cave“).
Für die Java-Programmierung wurden CodeKit-Module aus den Bereichen „Netzwerk“ und „Java3D“ benutzt und erweitert. Weil das projizierte Bild mit der realen Wand – im Gleichgewichtszustand – exakt übereinstimmen muss, wurde ein „TuningServer“-Programm geschrieben. Die Java-Applikation ermöglicht die Feinjustierung der virtuellen Wände und kompensiert gleichsam Verzerrungsartefakte in der Wandfotografie, was den Aufbau der Installation überhaupt erst ermöglicht.
Wichtig ist uns, dass die in der aufwändigen Installation gesammelten Erfahrungen und Hilfsprogramme anderen Studierenden in ihren künstlerischen Projekten zur Verfügung stehen. Deshalb wurde die Software nachträglich ausführlich kommentiert, aufgearbeitet und steht im CodeKit-Archiv frei zur Verfügung. Fragemente dieser Programme wurden bereits für die Arbeit „Update (zo2)“ von Vera Doerk weiterverwendet.

Hardware / Software

Source-Code:

BalanceRoomDisplay.java
BalanceRoomServer.java
TuningServer.java

Diese Java-Codes stehen hier zum Download als gezippte Datei zur Verfügung.