Frédéric  Thorel, Jean-Pierre Marcos, Xavier Bailly, …

Amiens. La cathédrale en couleurs

Licht als Medium reversibler Rekonstruktion

La cathédrale en couleurs

La cathédrale en couleurs

Inhaltliche Beschreibung

1992 begannen die Restaurierungsarbeiten an der Fassade der gotischen Kathedrale Notre-Dame d´Amiens. Die Reinigung der Skulpturen wurde mit Lasertechnik (désincrustation photonique) durchgeführt. Auf den gereinigten Fassadenteilen wurden Spuren der ursprünglichen polychromen Farbfassung der gotischen Fassade sichtbar. Diese Malereien stammen aus dem 13. Jahrhundert und stellen einen überzeugenden Beweis für die ursprüngliche Farbfassung der gotischen Kathedralen Europas dar. Zudem eröffneten sich weitere Einsichten in die Farbpalette der mittelalterlichen Maler von Amiens. Aus den neuen Erkenntnissen entwickelte sich ferner eine Debatte über die wissenschaftlichen Konsequenzen und das ursprüngliche Wesen der gotischen Kathedralen, aber auch über eine partielle und reversible Rekonstruktion des Originalzustands. Da es nicht vorstellbar schien, die Fassade der Kathedrale Notre-Dame d´Amiens zu rekolorieren, wurde nach anderen Mitteln der Visualisierung gesucht.

Auf Anfrage von Amiens Métropole schlug Skertzo für das Spektakel „Amiens. La cathédrale en couleurs“ eine temporäre Wiederherstellung der Farbfassung der mittelalterlichen Portale der Kathedrale Notre-Dame d´Amiens durch Lichtprojektion vor. Farbanalysen des Laboratoire des Monuments Historiques de Champs-sur-Marne (das auch die Reinigung der Steinfassade mit Lasertechnik erprobt und durchgeführt hat) stellten die Basis für die visuelle Rekonstruktion der Farbfassung dar. Von den zur Verfügung gestellten Forschungsergebnissen ausgehend hat Skertzo eine Farbpalette erstellt und diese zunächst an den Steinskulpturen getestet, um Abweichungen zwischen den originalen Pigmenten und ihrer Simulation durch Licht festzustellen. Nach einigen Korrekturen konnten die Dias erstellt werden, die schließlich bei der Projektion eingesetzt wurden.

Mit Hilfe der Projektionstechnik konnte eine virtuelle, aber differenzierte Rekolorierung der verschiedenen Elemente der Westfassade realisiert werden. Nur die Fassadenteile, für die die Farbfassung sicher rekonstruiert werden konnte wurden mit Hilfe der Lichtprojektion rekoloriert. Skulpturen und andere Architekturelemente erscheinen erneut in den leuchtenden Farben des Mittelalters, „ganz so als hätten die Künstler die Pigmente neu aufgetragen“. „Die Magie dieser Rekolorierung eröffnet eine neue, bisher unbekannte Perspektive auf die mittelalterliche Architektur.“ (Pressetext)

Für die Projektion auf die drei Portale der Westfassade wurden sechs Projektoren mittlerer Stärke verwendet (2 Projektoren pro Portal), für zusätzliche animierte Effekte auf der Fassade, etwa bewegte Wolkenbilder, wurden zwei Hochleistungsprojektoren eingesetzt.

Jeweils parallel zu dem Spektakel „Amiens. La cathédrale en couleurs“ findet ferner eine Ausstellung mit dem Titel „Die Farben der Kathedrale“ ("Couleurs de la cathédrale") statt. Hierfür hat die Société Art Graphique et Patrimoine, ebenfalls im Auftrag von Amiens Métropole, interaktive 3D Animationen der Skulpturen und ihrer rekonstruierten Kolorierung erstellt. Hieran waren auch Sim Team und Amak beteiligt.