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Kurzbeschreibung
Die Rede von einer "Wende zu den Bildern", einem iconic turn, den unsere Kultur und Gesellschaft in der Spätmoderne vollzieht, hat eine lange Vorgeschichte in der abendländischen "Grammatologie", der Lehre von den Schriftzeichen und ihrer Beziehung zu Sprache, Denken und Wirklichkeit. Die These, die dieser Vortrag vertreten und begründen möchte, geht dahin, daß dieser abendländische Diskurs, vermittelt durch die Griechen, in letzter Instanz auf die Schriftkultur des Alten Ägypten mit seinen verschiedenen ikonischen und anikonischen Schriften zurückgeht. Das Abendland, dessen gegenwärtige kulturelle Situation Moses Mendelssohn als "Buchstabenmenschentum" bezeichnete, träumte seit der Renaissance den Traum einer ganz anderen, natürlichen Schrift, in der sich die Welt unmittelbar, d.h. nicht über konventionelle Codes vermittelt, erschließt und sah deren Ur- und Vorbild in den ägyptischen Hieroglyphen, wie sie in griechischen Quellen, allen voran dem Hieroglyphenbuch des Horapollon, beschrieben wurden. Der Vortrag zeigt aus ägyptologischer Sicht, wie viel, trotz der entzaubernden Entzifferung der Hieroglyphen durch Champollion, an diesen Vorstellungen auf genuiner ägyptischer Tradition beruht und in welchen Formen diese Tradition die abendländischen Diskurse beflügelt und befruchtet hat.
KünstlerInnen / AutorInnen
- Jan Assmann, Professor für Ägyptologie, Ägyptologisches Institut, Universität Heidelberg
Termin
- 28. November 2002
Veranstalter
Iconic Turn wird veranstaltet von der Burda Akademie zum Dritten Jahrtausend, einer Institution der Hubert Burda Stiftung, in Zusammenarbeit mit dem Humanwissenschaftlichen Zentrum der LMU München
Veranstaltungsort
Große Aula der LMU München, Geschwister-Scholl-Platz 1, Deutschland
Eingabe des Beitrags
, 09.07.2003
Kategorie
- Vortrag
Schlagworte
Ergänzungen zur Schlagwortliste
- Hieroglyphen |
- Bildkultur |
- Altes Ägypten |
- Schriftkultur